Rebers singt DegenhardtAm Heiligen Abend 1969 lag unter unserem Christbaum ein, in Geschenkpapier verpacktes, quadratisches Päckchen, für das sich scheinbar niemand interessierte. Es waren bereits alle Geschenke ausgepackt und da niemand aus unserer Familie einen Einwand geltend machte, als ich es öffnete, betrachtete ich die ausgepackte Doppel LP als ein Geschenk für mich.
Portrait: Franz Josef Degenhardt
Ich war damals 11 Jahre alt und galt als „nervös“. Heute würde man „verhaltensauffällig“ sagen. Und so durfte ich die Platten erst nach dem Weihnachtsfest in unserer Musiktruhe abspielen. Ich tröstete mich aber mit den Zeichnungen auf dem Cover, die eine gewisse Gertrude Degenhardt gezeichnet hatte. Stundenlang starrte ich auf die grotesken Gesichter und malte mir aus, was sie mir vorsingen würden.
Dann erlaubte mir Mama die Langspielplatten aufzulegen. Und das tat ich. Und zwar ununterbrochen. Anstatt Peter Alexander, Will Glahé oder Willy Schneider tönte nun die Stimme von Väterchen Franz durch den „kleinen Kaukasus“, wie ich die Heimat meiner Kindheit nannte. Innerhalb einer Woche konnte ich jedes Chanson auswendig und ich sang das Lied vom Weintrinker und von den Wölfen im Mai. Das war vor fünfzig Jahren und es wird Zeit sich dieser Zeit wieder anzunehmen. Bevor es zu spät ist.
Andreas Rebers spielt Akkordeon und wird begleitet von Samuel Halscheidt und André Matov (Gitarren).
Laufzeit: Mo, 13.01.2025 bis Di, 14.01.2025