Podiumsdiskussion um 17 Uhr und Führungen um 13 und 14 Uhr mit
Eliaou Balouka (Migrationspsychologe, England), Onias Landveld (spoken word-Künstler, Niederlande), Assumpta Mugiraneza (IRIBA-Zentrum für multimediales Erbe, Ruanda), Roey Zeevi (Pädagoge, Israel), Christian Hajer (Vermittler / Stadtplaner) Alex Stolze (world e.V., Neustettlin), Caroline Assad, Marc Wrasse (beide Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss), Patrick Helber, Andrea Scholz (beide Ethnologisches Museum, Berlin).
Welche Spuren kolonialer und nationalsozialistischer Geschichten und Verbrechen lassen sich in den Ausstellungen des heutigen Humboldt Forums auffinden? Im kollaborativen Projekt Verflochtene Erinnerung(en)? reflektieren Expert*innen der Berliner Stadtgesellschaft, internationale Partner*innen, Mitarbeiter*innen des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin und der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss Möglichkeiten der Bildung und Vermittlung, sich multiperspektivisch mit Erinnerungen an die Shoah und an Verbrechen des Kolonialismus auseinanderzusetzen. Sie haben in den Sammlungen des Ethnologischen Museums und der Geschichte des Ortes des Berliner Schlosses anschauliche Beispiele gefunden: Die Skulptur der kamerunischen Königmutter Naya etwa wurde bereits 1933 in einer nationalsozialistischen Propagandaschau präsentiert, heute ist sie im Raum Koloniales Kamerun im Humboldt Forum zu sehen.
Auch biografische Spuren sind mit der konkreten Geschichte des Ortes verbunden: Der Rassenhygieniker Eugen Fischer war Senator der im Berliner Schloss ansässigen Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.
In den Führungen und Gesprächen spielt auch die heutige Erinnerung eine Rolle. Wie kann die Anerkennung von Differenz in ein gesellschaftliches Erinnern übertragen werden, das Raum lässt für pluralistische jüdische und postkoloniale Stimmen der Gegenwart?
Zwei einstündige Führungen auf Englisch und Deutsch um 13 Uhr (Treffpunkt F, 2. OG) und 14 Uhr (Treffpunkt A im Foyer) stellen unterschiedliche Spuren, Biografien, Objekte und Orte der Kolonial- und NS-Geschichte vor.
Den Abschluss bildet eine Podiumsdiskussion auf Englisch über die Chancen einer solidarischen Erinnerungskultur in der postmigrantischen Gesellschaft in Saal 5 im 1. OG um 17 Uhr. Sie wird durch eine musikalische Performance von Alex Stolze gerahmt.
Die Veranstaltungen finden im Rahmen des Museumssonntag Berlin statt und sind kostenlos. Sie werden unterstützt von der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt im Rahmen des Programms zur Prävention von Antisemitismus und Förderung des interreligiösen Dialogs.
BETEILIGTE
Caroline Assad ist Referentin für Internationales und Diversität in der Stabsstelle Strategie an der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss. Caroline Assad bringt Arbeitserfahrungen im der Organisationsentwicklung, im Management und in der der Diversitätsorientierung in internationaler Kulturarbeit. So arbeitete sie am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung an einer Studie zur Diversität Auswärtiger Kultur- und Bildungspolitik, entwickelte Gesprächs- und Publikationsformate zum Thema. Davor war sie in der kulturellen Bildung, u.a. bei der Akademie der bildenden Künste in Wien, bei der UNICEF in Khartoum und in Berlin am HKW tätig. Als Geschäftsführerin des Vereins WIR MACHEN DAS hat sie Erfahrungen im Management von Projekten mit internationalen Autor*innen, Künstler*innen und anderen Kulturschaffenden aus Kriegs- und Krisenregionen. Sie hat Erziehungs- und Bildungswissenschaften an der Freien Universität Berlin studiert sowie Public Administration an der Hertie School.
Eliaou Balouka ist klinischer Psychologe und Doktorand in psychosozialen Studien an der Birkbeck University. Seine Forschung befasst sich mit der jüdisch-muslimischen Geschichte der Minderheitenbildung in Nordafrika und in der europäischen urbanen Diaspora außerhalb und jenseits der Israel-Palästina-Frage. Er leistet wichtige wissenschaftliche Arbeit, indem er sich mit der langen einheimischen Geschichte und ihrem Bruch in der Moderne auseinandersetzt. Es beleuchtet das Erbe der wenig bekannten Geschichte der jüdisch-muslimischen Symbiose und der Minderheitenvielfalt in Algerien und gibt Bevölkerungsgruppen eine Stimme, deren Geschichte nicht gehört wurde.
Nach einem dreijährigen Studium an einer talmudischen Schule in al-Quds/Jerusalem erwarb Eliaou einen Master-Abschluss in klinischer Psychologie, Psychopathologie und Psychoanalyse an der Universität Straßburg, Frankreich, und absolvierte eine klinische Spezialisierung in Peer-Support an der Université Paris 5.
Eliaou arbeitete fünf Jahre lang als klinischer Psychologe und nutzte seinen Beruf, um ein Forschungsprojekt zu entwickeln, das sich mit den psychosozialen Aspekten traditioneller religiöser Gemeinschaften und den transgenerationalen Auswirkungen von Exil/Migration befasst.
Christian Hajer studierte Landschaftsplanung sowie Stadt- und Regionalplanung in Berlin und Venedig. Bei der „Topographie des Terrors“, dem Bundeskanzleramt, dem Flughafen Tempelhof und dem Humboldt Forum arbeitete er in der Planungskommunikation. Seine aktuellen Interessensgebiete umfassen Klimaanpassung und nachhaltige Stadtentwicklung.
Seit den 1990er Jahren ist er als freier Referent und Berater für internationale Delegationen zu Planungsthemen in Berlin und der Region unterwegs.
Patrick Helber hat in Tübingen und Dublin Geschichte und Politikwissenschaft studiert und 2014 in Neuerer und Neuester Geschichte in Heidelberg promoviert. In seinem Buch „Dancehall und Homophobie“ geht es um postkoloniale Perspektiven auf die Geschichte und Kultur Jamaikas. Er lebt in Berlin, arbeitet im Ethnologischen Museum als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Bildung und Vermittlung und ist Moderator einer Radiosendung über karibische Populärkultur. Darüber hinaus legt Patrick Helber unter dem Namen Scampylama Sound seit 2003 Reggae, Ska und Dancehall auf Vinyl auf.
Onias Landveld ist ein niederländischer multidisziplinärer Künstler und Dramatiker, der in seiner Arbeit auch gesprochenes Wort und Animation verwendet. Seine Eltern haben beide surinamische Maroon-Wurzeln (Saamaka und Ndyuka). Als Kind musste seine Familie wegen des Bürgerkriegs aus Südamerika fliehen. Obwohl seine Familie wieder nach Suriname zog, kehrte Landveld 1998 in die Niederlande zurück. Er hat eine starke Verbindung zu seiner Herkunftsgemeinschaft, ihren Traditionen und ihrem Wissen – er stand in Kontakt mit dem Ethnologischen Museum/Humboldt Forum wegen eines Sammlungsgegenstands aus dem Ndyuka-Dorf Wanhatti, in dem sein Onkel ein traditionelles Oberhaupt ist
Assumpta Mugiraneza ist eine französisch-ruandische Akademikerin mit Abschlüssen in Erziehungswissenschaften, Sozialpsychologie und Politikwissenschaft. Seit 1994 konzentriert sich ihre Forschung auf Völkermorde und extreme Gewalt, insbesondere durch intensive Diskursanalysen. Seit 2010 ist sie Mitbegründerin und Leiterin des IRIBA-Zentrums für multimediales Erbe. Dieses Zentrum für audiovisuelle Archive aus Ruanda arbeitet an der Schnittstelle zwischen akademischer Forschung und Praxis. Es umfasst Materialien aus über einem Jahrhundert und ist frei zugänglich.
Sie ist Autorin und Ko-Autorin einer Reihe von Artikeln zu den Themen Hass-Rede, Propaganda, Geschichtsvermittlung und der Rolle von Archiven beim Staatsaufbau und der Dekonstruktion von Hass-Ideologien.
Andrea Scholz ist Kuratorin für transkulturelle Zusammenarbeit im Ethnologischen Museum und Museum für Asiatische Kunst in Berlin. Sie ist ausgebildete Anthropologin mit dem Schwerpunkt Amazonien und arbeitet seit 10 Jahren in verschiedenen Kooperationsprojekten mit indigenen Gemeinschaften und Bildungsprojekten, hauptsächlich in Lateinamerika.
Alex Stolze ist ein ostdeutsch-jüdischer Musiker, Produzent und Songwriter. Seine Kunst spiegelt ein Leben wider, in dem er sich mit seiner jüdischen Identität und seiner Verbindung zu Israel auseinandersetzt. Er ist in der Bildungsarbeit aktiv und organisiert Veranstaltungen, darunter Musikfestivals und solche mit Bezug zur jüdischen Gemeinde. Zurzeit ist Alex am Projekt Verflochtene Erinnerung(en)? beteiligt.
Marc Wrasse ist Kurator für Bildung und Vermittlung in der Akademie der Stiftung Humboldt Forum. Aktuell entwickelt er Bildungsformate für eine nachhaltige Auseinandersetzung mit den kolonialen Erbschaften in der Geschichte des Ortes. Zuvor hat er lange für das Jüdische Museum Berlin an der Vermittlung der deutsch-jüdischen Geschichte, ihren Brüchen und ihrer Widerstandskraft gearbeitet.
Roey Zeevi studierte Kommunikations- und Kulturwissenschaften. Ein Jahrzehnt lang leitete er Bildungsgruppen in Yad Vashem, bevor er vor sechs Jahren dazu überging mit einen Team von Pädagog*innen landesweite Führungen zu organisieren.Sein Hauptaugenmerk liegt auf der Vermittlung des Gedenkens an den Holocaust, wofür er jährlich mit über 2000 israelischen Lehrer*innen kooperiert. Mit seinen innovativen Ansätzen zur Holocaust-Erziehung versucht er sicherzustellen, dass die tiefgreifenden Lehren der Geschichte Eingang in Bildungseinrichtungen finden.
- kostenfrei, kein Ticket erforderlich
- Sprache: Deutsch, Englisch
- Ort: Berlin Ausstellung, 1. OG, Saal 5 Berlin Raum