„Yes to All“ – „Ja, wir nehmen alles“, damit haben das Kupferstichkabinett und die Graphische Gesellschaft zu Berlin, die Freunde des Kupferstichkabinetts, in den letzten beiden Jahren begeistert und dankbar großzügige Schenkungen der beiden ehemaligen Kölner Galeristen Paul Maenz und Gerd de Vries angenommen. Rund 900 Arbeiten auf Papier, beginnend in den 1960er Jahren bis in die unmittelbare Gegenwart reichend, wurden dem Museum übergeben. Nun wird das bürgerschaftliche Engagement der beiden Schenker mit der Ausstellung „Yes to All“ gewürdigt.
Die Ausstellung umfasst eine Auswahl von 200 Werken, darunter Zeichnungen, Skizzen, druckgraphische Mappenwerke, Collagen, Poster, Briefe und Postkarten und orientiert sich dabei an den Schwerpunkten der Schenkung.
Schreibsysteme
Der Ausstellungsrundgang beginnt mit einem Kapitel zu sprachbasierten Arbeiten der konzeptuellen Kunst der 1960er und 1970er Jahre. Sie bildete den Ausgangspunkt für die 1970 einsetzende Galerietätigkeit von Paul Maenz und Gerd de Vries und ist in der Schenkung entsprechend umfangreich vertreten. In der Ausstellung „Yes to All“ werden Papierarbeiten von Art & Language, Robert Barry, Hanne Darboven, Hans Haacke, Joseph Kosuth und Marthe Wéry zu sehen sein, die mit Saâdane Afif um eine zeitgenössische konzeptuelle Position ergänzt werden.
Hans-Peter Feldmanns ganz gewöhnliche Bilder
Mit der Schenkung sind nahezu die gesamten Editionen von Hans Peter-Feldmann in die Sammlung des Kupferstichkabinetts gelangt, sodass diesem Künstler ein eigenes Kapitel in der Ausstellung gewidmet wird. Die ab 1968 entstandenen Hefte und Broschüren mit Bildern von Alltagsgegenständen und -situationen werden gezeigt, wie auch Feldmanns handkolorierte Fotokopien von Bildern Alter Meister und eine Auswahl seiner Poster, Bücher und Postkarten-Serien. Ein wahrer Strom an Bildern, die zwischen Trivialität und Hochkunst oszillieren, erwartet die Besucher*innen.
Giulio Paolini & die italienische Transavantguardia
Der Ausstellungsrundgang setzt sich mit Giulio Paolini fort, einem Vertreter der konzeptuellen Kunst und Arte Povera in Italien, der zugleich den Übergang zur subjektiven und expressiven Kunst der italienischen Transavantguardia markiert. Diese Strömung ist durch Werke von Sandro Chia, Francesco Clemente, Enzo Cucchi und Salvo repräsentiert.
Die Neuen Wilden
Das deutsche Pendant zur expressiven Kunst Italiens findet sich in der Malerei der Neuen Wilden. Maenz und de Vries engagierten sich vor allem für die Künstler der „Mülheimer Freiheit“, darunter Peter Bömmels, Walter Dahn und Jiří Georg Dokoupil, deren Zeichnungen und Druckgraphiken in großer Anzahl in der Schenkung und damit auch in der Ausstellung vorhanden sind. Mit Martin Disler und Anselm Kiefer werden auch unabhängig von der „Mülheimer Freiheit“ agierende Künstler der expressiven Kunst ausgestellt.
Vielstimmig und international in Vergangenheit und Gegenwart
Die Ausstellung spiegelt ein breites Spektrum an teilweise gegenläufigen künstlerischen Tendenzen wider, welche die Kunst des 20. Jahrhunderts geprägt haben und bis in die Gegenwart fortwirken. So wird die westlich geprägte Kunstgeschichte erfahrbar als ein vielstimmiges, internationales Geflecht, das verschiedene zeitliche Ebenen durchdringt.
Künstler*innen der Ausstellung
Saâdane Afif, Art & Language, Francesco Barocco, Robert Barry, Peter Bömmels, Monica Bonvicini, Sandro Chia, Francesco Clemente, Enzo Cucchi, Walter Dahn, Hanne Darboven, Martin Disler, Jiří Georg Dokoupil, Hans-Peter Feldmann, Hans Haacke, Anselm Kiefer, Joseph Kosuth, Jonathan Monk, Bruce Nauman, Giulio Paolini, Thomas Ruff, Salvo, Thomas Schütte, Marthe Wéry u.v.m.
Publikation
Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog, der großzügig von der Hollweg Stiftung, Bremen gefördert wird.
Ausstellungs- und Katalogkonzept: Dr. Jenny Graser, Kuratorin für zeitgenössische Kunst, Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin
Eine Sonderausstellung des Kupferstichkabinetts – Staatliche Museen zu Berlin
Laufzeit: Fr, 12.09.2025 bis So, 11.01.2026