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Ull Hohn. Revisions

Ull Hohn, Untitled, 1993. Öl auf Leinwand, 45,5 x 61 cm – Berglandschaft hinter einem Fluss

Ull Hohn, Untitled, 1993. Öl auf Leinwand, 45,5 x 61 cm – Berglandschaft hinter einem Fluss

Für Ull Hohn war die Malerei weit mehr als nur ein künstlerisches Medium – sie war ein Feld, in dem Diskurse, malerische Techniken und persönliche Reflexionen ineinandergriffen. In einer Zeit, als Malerei vielerorts als erschöpftes Medium galt, stieß Hohn eine Erneuerung an, die aus der Praxis selbst hervorging. In seinen Werken aus den späten 1980er und frühen 1990er-Jahren erforschte Hohn die Verbindungen zwischen formalen und politischen Fragen wie Körperlichkeit und Sexualität. Er experimentierte mit malerischen Darstellungsformen, die sich zwischen massenmedialer Aneignung und dem Spannungsfeld von Virtuosität und Amateurhaftigkeit bewegten und die Malerei für Selbstbefragungen öffneten. 

Ein wiederkehrendes Thema in Hohns Werk, das von figürlicher Malerei bis hin zu abstrakten Kompositionen reicht, ist die kritische Auseinandersetzung mit traditionellen malerischen Fragestellungen – insbesondere jener der Landschaftsmalerei. Vorstellungen von Natur und Natürlichkeit wurden dabei stets neu verhandelt und bewusst mit aktuellen Debatten zusammengeführt. So thematisierte Hohn etwa explizit seine eigene Homosexualität, befeuert von den in den 1990er-Jahren in New York wütenden Diskursen der Culture Wars und dem Aktivismus der Aids-Epidemie.

In den letzten Jahren seines Lebens widmete sich Ull Hohn der Werkserie Revisions, die dieser Ausstellung ihren Titel verleiht. Hohn griff dabei auf frühe Werke zurück, die noch aus seiner Jugend stammten und betrachtete klassische Motive wie Interieurs, Alltagsobjekte oder auch Stillleben aus der Perspektive des gereiften Künstlers neu. Sie kann als künstlerische Reflexion über seine persönliche Entwicklung und das Leben als Künstler verstanden werden, zu einer Zeit, die bereits stark von seiner eigenen Erkrankung überschattet war. Hohn starb 1995 im Alter von fünfunddreißig Jahren an den Folgen von AIDS. Die Rückbesinnung auf seine künstlerischen Anfänge war für Hohn ein bewusster Akt, eine Art biografische Erzählung zu schaffen und seine früheren stilistischen Aneignungen auf seine Arbeiten auszuweiten. 

Kuratiert von Anna Gritz, Direktorin des Hauses am Waldsee, beleuchtet die Ausstellung das Spannungsverhältnis zwischen formaler Hingabe und der Auseinandersetzung mit aktuellen künstlerischen und politischen Diskursen. Fragen zur Relevanz der Malerei und zur Positionierung als Künstler*in, insbesondere im Hinblick auf die eigene Identität, prägten Hohns künstlerischen Weg und sind auch heute von zentraler Bedeutung für nachfolgende Künstler*innengenerationen. Bereits 2023 präsentierte das Haus am Waldsee im Rahmen der Ausstellung Bruno Pélassy and the Order of the Starfish eine Auswahl von Ull Hohns Arbeiten. 

Ull Hohn (*1960 in Trier; †1995 in Berlin) studierte zunächst an der Hochschule der Künste in Berlin (1980), bevor er seine künstlerische Ausbildung an der Kunstakademie Düsseldorf in der Klasse von Gerhard Richter (1984) fortsetzte. Anschließend zog er nach New York und nahm dort am Whitney Independent Study Program teil (1987). Bereits in den 1990er Jahren fanden Ausstellungen seiner Arbeiten in wichtigen New Yorker Galerien wie White Columns, der Stux Gallery und American Fine Arts statt. Auch nach seinem Tod wurde sein Werk in renommierten Galerien und Institutionen ausgestellt, darunter Greene Naftali in New York (2023), Kunsthalle Bern (2016) sowie Peephole, Mailand (2015), Galerie Neu, Berlin (2015, 2006, 2000), Algus Greenspon, New York (2010), Between Bridges, London (2009), und dem Künstlerhaus Bethanien, Berlin (1996), sowie in Gruppenausstellungen, wie etwa im MACRO Museum of Contemporary Art, Rome (2023), Mumok, Wien (2015), Museum Brandhorst (2015), Walker Art Center in Minneapolis (2015) und dem Sculpture Center, New York (2011).

Laufzeit: Fr, 31.01.2025 bis So, 11.05.2025

Preisinformationen: An jedem ersten Sonntag im Monat erhalten Sie im Rahmen des Museumssonntags Berlin freien Eintritt. Der Zugang zur Ausstellung ist am eintrittsfreien Sonntag ausschließlich mit einem Zeitfenster möglich. Zeitfenster können Sie hier buchen

Preis: 8,00 €

Ermäßigter Preis: 5,00 €

Informationen zum ermäßigten Preis: Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr frei

Findet hier statt:

Sibylle Bergemann (4)

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