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LABORSCHULE BERLIN: Bildung der Zukunft für Hellersdorf

Seit 2014 betreibt die neue Gesellschaft für bildende Kunst den Ausstellungsraum station urbaner kulturen in Hellersdorf. 2020 kam mit der Grünfläche Place Internationale, die der nGbK vom Bezirk Marzahn-Hellersdorf zur Zwischennutzung zur Verfügung gestellt wurde, ein zweiter Standort hinzu. Hier entstand nun mit dem Klassenzimmer der Zukunft ein weiterer, temporärer Ausstellungsort in einem ehemaligen Messepavillon. Dort präsentiert die Ausstellung LABORSCHULE BERLIN Ergebnisse einer Zusammenarbeit mit zahlreichen zivilgesellschaftlichen Akteur_innen, die zu einem Nachdenken über eine Schule der Zukunft anregen sollen.

Die Ausstellungsgestaltung greift den räumlichen Ansatz des „Teamhauses“ der Berliner Schulbauoffensive auf. Die Nischen der Fassadenteile des Pavillons dienen als Rückzugsorte und sind mit Texten, Fotos, Zeichnungen, Videos und Audioaufnahmen bestückt. Die Mitte des Raums bleibt als „Forum“ frei und steht Kooperationspartner_innen zur Verfügung. Die Fassade des Klassenzimmers dient als Präsentationsfläche für Großbilder.

Inspiriert von einer dokumentarischen Videoarbeit von Studierenden der Alice-Salomon-Hochschule (ASH) über das von Migrant_innen in Barcelona gegründete Modelabel „Top Manta“ zeigen die Künstlerin Margarete Kiss und Schüler_innen der Caspar-David-Friedrich-Schule Ergebnisse aus ihrem Siebdruck-Workshop zum Thema Arbeitsmigration. Der Künstler Juan Camilo Alfonso und Kinder der Gemeinschaftsunterkunft Maxie-Wander-Straße 78 stellen ihr gemeinsam gezeichnetes Kartogramm „Wo können, sollen wir spielen?“ vor. Auf der Karte sind die improvisierten, teils versteckten Spielorte der Kinder auf dem Unterkunftsgelände markiert.

Die Künstler_innen Adam Page & Eva Hertzsch und die Studierenden Hendrik Steuernagel und Jasper Krause stellen Fotos und ein Video aus ihrer Hospitation in der Laborschule Bielefeld aus, die als Best-Practice-Bespiel einer reformpädagogischen Schule gilt. Page & Hertzsch zeigen auch ihren gemeinsam mit Schüler_innen der Hellersdorfer Wolfgang-Amadeus-Mozart-Schule und dem Victor-Klemperer-Kolleg gedrehten Kurzfilm „The Last Mile. Güterversorgung nach dem Dieselverbot“, in dem die Schüler_innen einen tragbaren Seecontainer mit öffentlichen Verkehrsmitteln von einem Logistikzentrum in Brandenburg in ein Einkaufszentrum in Marzahn transportieren. Hendrik Steuernagel und Jasper Krause stellen zudem anhand von Grafiken und Modellen einen Teil ihrer Masterarbeit „Sprung in der Platte. Lernen in der Großwohnsiedlung“ am Institut für Architektur der TU Berlin vor. Ihre Untersuchung vergleicht den CO2-Ausstoß eines Schulneubaus mit jenem einer Sanierung.

Das Künstler_innenkollektiv ~pes, Conny Kahl vom Verein Naturschutzinitiative und Schüler_innen der Grundschule am Schleipfuhl zeigen erste Einblicke in ihre unterirdischen Untersuchungen der Grünfläche. Für ihr Schulprojekt „In die Untergründe lauschen“ hören die Kinder in Kleingruppen jeweils einen Quadratmeter der Grünfläche über vier Jahreszeiten ab und erarbeiten bis Dezember 2024 eine Klangkomposition. An den Außenwänden des Pavillons sind zwei Arbeiten zu sehen: Page & Hertzsch, Steuernagel und Krause und eine 9. Klasse der Konrad-Wachsmann-Schule präsentieren mit der Arbeit „Jeden Freitag Ausflug“ Ideen für einen durchlässigen, innovativen Bildungscampus auf der und um die Grünfläche. Schließlich zeigt der Arbeitskreis Schule der Zukunft an den Außenwänden des Pavillons eine grafische Zusammenfassung von Ergebnissen aus drei Workshops zu der Frage, wie eine Schule der Zukunft sich an die örtlichen Gegebenheiten behutsam anpassen kann – baulich, curricular, ökologisch, sozial.

Vertreter_innen der station urbaner kulturen/nGbK Hellersdorf, der Alice Salomon Hochschule Berlin (ASH) und des Quartiersrats Boulevard Kastanienallee arbeiten seit zwei Jahren mit Menschen aus der Nachbarschaft, lokalen Schulen, Vertreter_innen der Bezirks- und Senatsverwaltungen und Expertinnen aus Bildung, Schulbau, Soziales und Umwelt am Thema einer innovativen, inklusiven „Bildung der Zukunft für Hellersdorf“. Hier wird im Kleinen erprobt, wie eine „Bildung der Zukunft“ sich an den Natur- und Sozialraum der Grünfläche anpassen kann. Auf diese Weise entstand ein Ort des Dialogs, an dem Schulausrichtungen wie Nachbarschaftsschule, Umweltschule und Universitätsschule mit Blick auf ihre architektonischen, pädagogischen und sozialen Konzepte untersucht wurden. Diese drei Ausrichtungen kommen in Hellersdorf als LABORSCHULE BERLIN zusammen. Auch der Ausstellungsort ist Programm: Der 1971 von Heinz Scheid für die Dresdner Bank entworfene Messepavillon ist an die Formsprache der 1970er Jahre angelehnt und ruft damit die mit jener Zeit verbundenen Bildungsutopien auf: Gemeinschaftsschulen und Bildung für alle. Gegenüber der Grünfläche befindet sich zudem ein Schultypenbau aus der DDR, der heute als Geflüchtetenunterkunft genutzt wird und dessen Bewohner_innen zur Ausstellung beigetragen haben. Die in der Ausstellung präsentierten Ergebnisse der Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteur_innen sollen einen Prozess in Gang setzen, der Vorschläge für den neuen Schulstandort macht, der im Rahmen der Berliner Schulbauoffensive auf der Grünfläche entsteht.

Ausstellung mit Juan Camilo Alfonso, Gemeinschaftsunterkunft Maxie-Wander-Straße, Grundschule am Schleipfuhl, Eva Hertzsch & Adam Page, Alice Salomon Hochschule, Margarete Kiss, Victor-Klemperer-Kolleg, Jasper Krause & Hendrik Steuernagel, ~pes & Conny Kahl, Caspar-David-Friedrich-Schule, Wolfgang-Amadeus-Mozart-Schule, Konrad-Wachsmann-Schule, Wuhletaler Fotofreunde und AK Schule der Zukunft (Architects for Future, Fridays for Future Ma-He, Kontextschule UDK, Marille Schule u.v.m.).

nGbK-Arbeitsgruppe station urbaner kulturen: Jochen Becker, Eva Hertzsch, Margarete Kiss, Constanze Musterer, Adam Page, Ralf Wedekind mit Juan Camilo Alfonso

Die Ausstellung LABORSCHULE BERLIN wird finanziert aus dem Programm Sozialer Zusammenhalt der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen.

Laufzeit: Fr, 12.07.2024 bis So, 15.09.2024

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