Kaum bekannt ist, dass auch die Künstler*innen des Blauen Reiters mehr als bemerkenswerte Spuren hinterlassen haben. Erstmalig widmet das Kupferstichkabinett der Kunst des Blauen Reiters daher eine umfassende Ausstellung und stellt die Blaue-Reiter-Bestände des Museums anhand von 90 Werken unter thematischen Aspekten vor. Hinzu kommen ausgewählte Leihgaben aus der Kunstbibliothek, dem Museum Europäischer Kulturen und der Neuen Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin sowie aus Berliner Privatbesitz.
Der Blaue Reiter
Der Blaue Reiter wurde 1911 in München von Franz Marc und Wassily Kandinsky als Redaktionsgemeinschaft gegründet. Das Projekt gewann Profil in Form zweier Ausstellungen und eines gleichnamigen Almanachs (erschienen 1912). Mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 fanden die meisten Aktivitäten des Blauen Reiters, der keine feste Vereinigung war, ein jähes Ende. Kandinsky musste Deutschland verlassen, August Macke und Franz Marc fielen 1914 und 1916 im Krieg.
Abstraktion und Stilvielfalt
Im Zentrum der Vorstellungen von Kandinsky und Marc stand die Schaffung von Werken, die aus innerem künstlerischen Erleben Geistiges sichtbar machen. So kam es besonders bei Kandinsky zur Befreiung der Farbe und Form vom konkreten Gegenstandsbezug – und somit dem Weg in die Abstraktion.
Wie das Beispiel August Macke zeigt, gab es dabei deutliche stilistische Unterschiede, zumal sich der Blaue Reiter mit der damals aktuellen Malerei und Graphik in Europa auseinandersetzte und zahlreiche Künstler*innen zu Ausstellungen einlud. Auf der Suche nach schöpferischen Potenzialen und dem „Geistigen in der Kunst“ (Kandinsky) erfuhren Produkte der religiösen Volkskunst wie Votivtafeln und Hinterglasbilder eine neue Wertschätzung. Russische Bilderbögen des 19. Jahrhunderts wurden sogar zu Ausstellungsexponaten.
Kunst auf Papier
Dass nicht nur die Malerei, sondern auch die Zeichnung und die Druckgraphik im Blauen Reiter eine wichtige Rolle spielten, bezeugt die Anfang 1912 in München eröffnete zweite Ausstellung „Der Blaue Reiter. Schwarz-Weiß“. Hier nahmen mit André Derain, Natalja Gontscharowa, Michail Larionow, Ernst Ludwig Kirchner oder Emil Nolde Künstler*innen teil, die – im Unterschied etwa zu Gabriele Münter, Alfred Kubin oder Paul Klee – nicht zum engeren Münchner Kreis des Blauen Reiters gehörten.
Ein Parcours in sieben Kapiteln
In sieben Kapiteln widmet sich „Kosmos Blauer Reiter“ der Druckgraphik von Wassily Kandinsky, den malerischen Papierarbeiten von August Macke sowie der Beschäftigung mit Tier und Natur bei Franz Marc. Die so poetische Bild-Korrespondenz zwischen Franz Marc und der Dichterin Else Lasker-Schüler wird ebenso gewürdigt wie die Frage nach den Künstlerinnen im Blauen Reiter.
Ein Kapitel erhellt die vielen Facetten der Bildwelt des Almanachs „Der Blaue Reiter“ und der „Schwarz-Weiß“-Ausstellung, ehe abschließend die Berliner Avantgarde-Galerie „Der Sturm“ in den Blick gerät. Sie war 1912 mit einer Ausstellung des Blauen Reiters und von Oskar Kokoschka eröffnet worden. In der gleichnamigen Zeitschrift war Heinrich Campendonk mit Holzschnitten prominent vertreten.
Künstler*innen der Ausstellung "Kosmos Blauer Reiter: Von Kandinsky bis Campendonk"
Hans Baldung, Heinrich Campendonk, Daniela Comani, Jutta Damme, André Derain, Robert Delaunay, August Gaul, Natalja Gontscharowa, Jacoba van Heemskerck, Bernd Koberling, Wilhelm Kuhnert, Alexej von Jawlensky, Wassily Kandinsky, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Oskar Kokoschka, Alfred Kubin, Else Lasker-Schüler, Michail Larionow, August Macke, Franz Marc, Wilhelm Morgner, Gabriele Münter, Emil Nolde, Max Pechstein und Heinrich Rambold.
Laufzeit: Sa, 01.03.2025 bis So, 15.06.2025