Rotraud von der Heide, Claudia in der Hängematte, Mischtechnik
© Rotraud von der Heide
Im Winter 1979/80 besetzten in Berlin-Kreuzberg Frauen eine ehemalige Schokoladenfabrik. Sie hatte 13 Jahre leer gestanden, der bauliche Zustand war entsprechend. Rotraud von der Heide (* 1942) ist eine jener Pionierinnen, mit deren unerschöpflicher Energie und Gestaltungswillen hier das größte Frauenstadtteilzentrum der Bundesrepublik entstand, das bis heute existiert. Sie ist als Aktivistin und Aktionskünstlerin jedoch nicht nur in den in Westberlin so wilden 1980ern eine prägende Vorkämpferin, sie ist auch unmittelbar nach dem Mauerfall in den Ostteil der Stadt gefahren, um gemeinsam mit den dortigen Künstlerinnen die plötzlich zutage getretenen (Frei-)Räume in der geeinten Stadt künstlerisch auszuloten. Die folgenden Ausstellungen und Aktionen waren stets frech, radikal und international. Seit 2002 ist Rotraud von der Heide Mitglied der Künstlerinnengruppe „Endmoräne“, in der Künstlerinnen aus Brandenburg und Berlin verlassene Orten in Brandenburg künstlerisch zum Leben erwecken. Nach der Besetzung der Kreuzberger Schokofabrik hat Rotraud von der Heide sich mit ihrem Kunstprojekt „Die Wüste lebt“ städtebaulichen und sozialen Utopien gewidmet. Das erste Dachgewächshaus Berlins war das Ergebnis. So visionär die Dachbegrünung aus damaliger Perspektive war, so aktuell sind die dabei gestellten Fragen nach den positiven Auswirkungen auf das Stadtklima auch heute noch.
Die gleichnamige Ausstellung im Gotischen Haus zeigt exemplarisch das Werk einer Künstlerinnenpersönlichkeit und markiert den Stellenwert der feministischen Kunstszene im Westberlin der 1980er Jahre – zwischen Mauer und gesellschaftlichem, künstlerischem und feministischem Umbruch. Im Rahmen der Ausstellung wird die Künstlerin ihr neues Buch „die Wüste lebt“ vorstellen.
Laufzeit: Do, 03.10.2024 bis So, 24.11.2024
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