Landschaftsgeschichte und Siedlungsentwicklung
Bild: Berliner Forsten, Th. Wiehle
Die naturräumliche Prägung Berlins ist im Landschaftsraum des Berliner Barnim noch deutlich spürbar. Kulturgeschichte und gesellschaftlicher Wandel sind in keinem der anderen drei Berliner Naherholungsgebiete so klar ablesbar wie hier – zwischen Frohnau im Westen, dem Wuhletal im Osten und der Landesgrenze im Norden.
Der Berliner Barnim bietet die gesamte historische Bandbreite der Landschaftsentwicklung:
Von den Relikten der letzten Eiszeit, den gut erhaltenen dörflichen Freiraumstrukturen und früheren Rieselfeldlandschaften über historische Parkanlagen, Schmuckplätze und Volksparks bis hin zu dem strengen Formenkanon der neuen Landschaftsparks im Umfeld der Großsiedlungen und der “neuen Vorstädte”.
Die leicht wellige Landschaft entstand am Ende der letzten Eiszeit: vor ca. 10.000 Jahren. Die abtauenden Gletschermassen hinterließen am Nordufer des Berliner Urstromtals eine sandig-lehmige Hochfläche – den Barnim.
Zunächst entwickelte sich Wald. Im späten Mittelalter wurde er nach und nach gerodet und auf der freien Grundmoränenfläche überwiegend Ackerbau betrieben.
Heute sind der Bucher Forst und der schon in Brandenburg gelegene Rehhahn bei Ahrensfelde die einzigen alten Wälder im stadtnahen Barnim.
Die Dörfer auf dem Berliner Barnim, die bis heute das Grundmuster der Siedlungsstruktur im Berliner Nordostraum prägen, gehen auf die Siedlungsphase des 13. Jahrhunderts zurück.
Zu dieser Zeit gab es nur noch nördlich von Buch und im Westen von Pankow größere Wald- und Heideflächen, auch die Talaue der Panke sowie einige feuchte Niederungen waren vom Ackerbau ausgespart. Alle anderen wurden – so intensiv wie es die Bodenfruchtbarkeit zuließ – landwirtschaftlich genutzt.
Über die offenen Feldfluren zog sich spinnwebartig ein Netz von Verbindungswegen, unter denen die alte Uckermärkische Landstraße schon früh eine herausgehobene Bedeutung hatte.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg begann eine allmähliche Re-Kolonialisierung des Landes. Der Große Kurfürst engagierte sich durch Erwerb mehrerer Gutswirtschaften.
Ab 1691 wurde das Schloss Schönhausen ausgebaut. In Blankenburg, Blankenfelde, Malchow und Rosenthal entstanden kleinere “Lustschlösser” mit anspruchsvollen Gartenanlagen, ebenso in Buch.
1688 wurden in Buchholz Hugenotten angesiedelt, die den Ruf des Ortes im Gartenbau begründeten, sowie in Schönholz und Buch “Colonien” angelegt.
Um die Wende zum 19. Jahrhundert entwickelten sich Pankow und Französisch-Buchholz – dank der neu gebauten Bahnstrecken – zu beliebten Ausflugszielen für die gesamte Berliner Bevölkerung (“Bolle reiste jüngst zu Pfingsten, nach Pankow war sein Ziel…”)
Mit dem Ausbau der Chausseen und dem Wachstum Berlins als Abnehmer landwirtschaftlicher Produkte wuchs ein bescheidener Wohlstand. An den Dorfangern ersetzten die Bauern ihre giebelständigen Wohnhäuser durch breiter gelagerte und reicher ausgeschmückte “Bauernvillen”, die Gutshöfe wurden erneuert und durch Landarbeiterkasernen ergänzt.
Die gute Erreichbarkeit und die frische Luft lockte auch vermögende Berliner Bürger nach Pankow, die sich hier im Grünen – und bis zur Eingemeindung 1920 noch vor den Toren der Stadt – Sommerhäuser bauen ließen.
Bild: SenUVK
Bild: Landesarchiv Berlin