Wechselfeuchte Zone am Wuhleteich: Naturnahe Gewässer

Ein farbenprächtiger Eisvogel sitzt vor unscharfem, orange-braunem Hintergrund auf einem abgebrochenen Ast. Der Vogel hat einen gedrungenen Körper mit kurzen Schwanzfedern und breiten Flügeln. Ihre Oberseite ist grünblau. Markant ist ein breiter, türkisblauer Streifen, der sich über den Rücken bis zu den Schwanzfedern zieht. Der Vogel hat einen großen Kopf mit spitzem Schnabel und einen kurzen Hals. Auch am Oberkopf ist das Gefieder grünblau gefärbt, mit einem schmalen rostroten Längsstreifen unterhalb der Augenpartie. Bis auf die weiße Kehle ist die Unterseite kastanienbraun.

Eisvogel

Jeder nach seiner Fasson

Ein bisschen erinnert der Wuhleteich im Wuhletal an eine Miniversion von Berlin: Künstlich angelegt in prächtiger Naturkulisse und das Zuhause einer riesigen Anzahl unterschiedlichster Bewohner. Die alle natürlich eigene Bedürfnisse und Ansprüche haben. Wie sagte Friedrich der Große seinerzeit: Jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden. Dafür müssen geeignete Lebensbedingungen geschaffen werden – für Menschen, Tiere und Pflanzen gleichermaßen.

Artenerhalt in Berlin

Der Erhalt seltener und gefährdeter sowie naturschutzfachlich bedeutsamer Tier- und Pflanzenarten ist oft schwieriger, als es sich anhört. Der schlechte Zustand von Lebensräumen oder deren Verlust führt dazu, dass viele Arten in Berlin als gefährdet gelten. Denn nicht immer sind in einer Großstadt die Lebensbedingungen für bedrohte Arten zu erhalten oder herstellbar.

Eine wechselfeuchte Zone im Wuhletal

Umso wichtiger und schöner sind daher Orte, an denen Lebensräume auch für seltene und bedrohte Arten erhalten und geschaffen werden können. Dazu gehört das Wuhletal, ein für Großstadtverhältnisse relativ artenreiches Gebiet.

Auch wenn es kaum zu glauben ist, aber der Wuhleteich ist zunächst künstlich angelegt worden. Noch bis 2015 säumten Betonplatten – Reste einer früheren Baustraße – das West- und das Nordufer. Zur IGA Berlin 2017 wurden die Uferbereiche naturnah umgestaltet. Die Betonplatten wurden vollständig entfernt und nördlich des Wuhleteiches entstand eine wechselfeuchte Zone. Der Bereich wurde kleinteilig modelliert, um ein Mosaik aus Flächen mit unterschiedlichen Wasserständen und temporärer Überflutung zu schaffen. Sie bieten einer Vielfalt von speziell an diesen Standort angepassten Pflanzen- und Tierarten einen optimalen Lebensraum. Die unterschiedlichen Wasserstände sind bedingt durch Niederschläge bzw. durch das zugeführte Wasser aus den Vorflutern, wie dem Biesdorf-Marzahner Grenzgraben und der alten Wuhle.

Alle Ufer- und Wasserpflanzen in der wechselfeuchten Zone sind “echte Berliner Pflanzen”. Sie wurden am Kiessee Arkenberge, in der Malchower Aue und auf den Zingerwiesen entnommen. Unter der Federführung einer Umweltbaubegleitung sorgten junge Freiwillige des Projektes “IGA-Campus”, Mitarbeitende der Unteren Naturschutzbehörde aus Pankow und ein Berliner Garten- und Landschaftsbau-Unternehmen dafür, dass diese “Berliner Pflanzen” in der wechselfeuchten Zone eine neue Heimat finden konnten.

Ideengeber der außergewöhnlichen Umpflanzaktion war das Büro des Landesbeauftragten für Naturschutz und Landschaftspflege von Berlin. Ursprünglich sollten die Pflanzen für die wechselfeuchte Zone aus Gärtnereien beschafft werden. Dabei hätte jedoch nicht sichergestellt werden können, dass die Pflanzen wirklich aus der Region stammen. Die standorttypischen und gebietseigenen Pflanzen im Wuhletal zu fördern war den Initiatoren der IGA Berlin 2017 und den beteiligten Naturschutzakteuren besonders wichtig. Mit der Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde Pankow konnten geeignete Gebiete und Bestände für die Entnahme der Pflanzen ausgewählt und diese außergewöhnliche Maßnahme umgesetzt werden.

Das Bemerkenswerte daran: Auch nach der sparsamen Initialbepflanzung blieben Teile der wechselfeuchten Zone unbedeckt. Diese “freien” Standorte werden der natürlichen Entwicklung überlassen. So konnten sich über die Pflanzung hinaus bereits nach wenigen Monaten zahlreiche im Wuhletal typische und standortgerechte Pflanzen- und auch Tierarten in der wechselfeuchten Zone ansiedeln.

Am Ufer des Wuhleteichs hat sich ein wertvolles Biotop entwickelt, das verschiedenen, teilweise gefährdeten Pflanzen- und Tierarten einen neuen Lebensraum bietet und einen beispielhaften Beitrag zur biologischen Vielfalt leistet.

Typisch Berlin eben – hier ist Raum für alle, die Teil der Vielfalt werden möchten und Raum für genau die Entfaltung suchen, die zu ihnen passt.