Betriebspanel Berlin 2020 vorgestellt: Fachkräftesicherung und Gute Arbeit bleiben auch in der Corona-Krise Dauerbrenner

Pressemitteilung vom 15.09.2021

Die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales teilt mit:

Die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales hat heute das Berliner Betriebspanel 2020 vorgestellt. Die repräsentative jährliche Arbeitgeberbefragung wurde zwischen Juli und November 2020 durchgeführt und liefert auch Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Berliner Betriebe und deren Beschäftigte.

Die Corona-Pandemie hat vielen Berliner Betrieben besonders schwer zu schaffen gemacht. 65 Prozent der Betriebe waren negativ von der Pandemie betroffen. Trotzdem musste nur rund ein Zehntel betriebsbedingte Kündigungen vornehmen. Dass Betriebe nicht in größerem Umfang Personal entlassen haben, ist insbesondere auf den massiven Einsatz von Kurzarbeit zurückzuführen. Aber auch der Abbau von Überstunden und der Aufbau von Minusstunden auf Arbeitszeitkonten wurden oft genutzt.

Arbeitssenatorin Elke Breitenbach: „Die Bemühungen der Betriebe, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, belegen, dass sie auch in Krisenzeiten ein großes Interesse daran haben, ihre Fachkräfte zu halten. Auch wenn der Fachkräftebedarf von der Corona-Krise gedämpft wurde, blieb er auf hohem Niveau und wird schnell wieder ansteigen. Bereits jetzt haben viele Unternehmen Schwierigkeiten von der wirtschaftlichen Erholung gänzlich zu profitieren, weil ihnen das Personal fehlt. Für die Betriebe bedeutet das: Zukunftssicherung heißt Fachkräftesicherung.“

Ausbildung: Im Jahr 2020 beteiligten sich 42 Prozent aller Berliner Betriebe, die über die formalen Voraussetzungen für eine eigene Ausbildung verfügen, an der Ausbildung. Der Anteil lag damit wie schon in den Vorjahren deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (54 Prozent).

Weiterbildung: Die Weiterbildungsbeteiligung der Betriebe ist durch die Corona-Pandemie drastisch eingebrochen. Nur noch 33 Prozent der Berliner Betriebe unterbreiteten ihren Beschäftigten Qualifizierungsangebote. Im Jahr vor der Corona-Krise waren es noch 57 Prozent. Mit der stark rückläufigen Weiterbildungsbeteiligung ging auch die Zahl der Beschäftigten, die an einer Weiterbildung teilnahmen, deutlich zurück. Im Jahr 2020 haben nur noch 16 Prozent der Berliner Beschäftigten mit Unterstützung ihrer Betriebe an betrieblichen Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen – so wenige wie noch nie.

Arbeitssenatorin Breitenbach: „Es ist dringend notwendig, dass die Betriebe ihr Engagement bei der Aus- und Weiterbildung ausbauen. Angesichts des großen Fachkräftemangels ist es umso wichtiger, dass die Betriebe selbst ausbilden. Wir helfen unter anderem mit der Förderung der Verbundausbildung und dem Berliner Ausbildungsplatzprogramm. Doch der Senat kann lediglich unterstützen. Dass auf die Corona-Krise keine Fachkräftekrise folgt, können nur die Betriebe selbst verhindern. In einer sich ständig wandelnden Arbeitswelt müssen die Beschäftigten auch fortlaufend weiterqualifiziert werden, ansonsten können die Betriebe mit den neuesten Entwicklungen nicht mithalten und fallen im Wettbewerb zurück. Mit der Berliner Weiterbildungsprämie und dem neuen Bildungszeitgesetz hat der Senat nochmal gezielt seine Unterstützung ausgeweitet.“

Qualität der Arbeit: Im Vergleich zum Vorjahr ist die Tarifbindung von Betrieben und Beschäftigten um jeweils drei Prozentpunkte gesunken. Nur noch 16 Prozent aller Berliner Betriebe und 44 Prozent aller Berliner Beschäftigten unterliegen einer Tarifbindung. Im ersten Erhebungsjahr des Berliner Betriebspanels 1996 waren es noch 46 Prozent aller Betriebe und 75 Prozent aller Beschäftigten.

Arbeitssenatorin Breitenbach: „Eine elementare Grundlage für ‚Gute Arbeit‘ sind Tarifverträge. Sie sichern faire Arbeitsbedingungen und gerechte Löhne. Die schleichende Erosion der Tarifbindung ist deshalb ein großes Problem. Wer Fachkräfte finden und binden will, muss auch eine verlässliche Perspektive bieten. Doch längst nicht alle Beschäftigungsverhältnisse genügen diesen Ansprüchen. Die Corona-Krise hat gezeigt, dass insbesondere Menschen in atypischen Beschäftigungsformen, wie Leiharbeit, geringfügiger oder befristeter Beschäftigung, unzureichend abgesichert sind. Auf der To-Do-Liste der nächsten Bundesregierung muss deshalb die Reform des Teilzeit- und Befristungsgesetzes und die Abschaffung der sachgrundlosen Befristungen ganz oben stehen.“

Das komplette Betriebspanel 2020 finden Sie im Internet:
www.berlin.de/sen/arbeit/top-themen/gute-arbeit/

Bestellungen für die Broschüre Betriebspanel 2020 per Email unter: Betriebspanel@senias.berlin.de

Hintergrund
Das Betriebspanel ist eine deutschlandweit durchgeführte Arbeitgeberbefragung. Im Jahr 2020 fand diese Befragung in Berlin zum 25. Mal statt. Wie in den Jahren zuvor kooperierte die für Arbeit zuständige Senatsverwaltung mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Die Datenerhebung basiert auf der repräsentativen Befragung von 1.025 Berliner Betrieben bzw. bundesweit 16.626 Betrieben mit mindestens einem/r sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Erhoben wurden die Daten durch Kantar Public Deutschland. Die Auswertung lag in den Händen des Instituts für Sozialökonomische Strukturanalysen Berlin (SÖSTRA).