Wie wichtig ist die Freundschaft im Leben?

Frau, am Boden sitzend

von Christa-Dorit Pohle

Eine extrem wichtige Rolle spielen Freunde in unserem Leben. Oft erkennen wir das erst, wenn der Kontakt zu Freunden durch einen Umzug abgerissen oder wenn durch handfeste Streitigkeiten Freundschaften zu Bruch gingen. Je älter wir werden, desto mehr spüren wir, dass gute Freunde uns Sicherheit geben, uns stärken und erden und uns dabei helfen können, Probleme zu lösen.

Wenn es uns gelingt, Freundschaften intensiv zu pflegen, umso mehr profitieren wir davon, dass Freunde Körper und Seele gesund erhalten und uns wie eine zweite Familie zur Seite stehen können.

Der Physiker Albert Einstein sah in einem guten Freund eine Person, die die Melodie unseres Herzens kennt. Der griechische Philosoph Aristoteles schrieb:“Wer an einen guten Freund denkt, dem erscheinen Berge flacher, Selbstzweifel schwinden und Eiswasser scheint sich zu erwärmen.“ Und Professor Franz Neyer, Psychologe an der Uni Jena fand heraus: „ Im Laufe des Lebens nimmt die Zahl der Freunde ab, aber die Qualität der Beziehungen zu.“ Es wurde erforscht, dass jemand, der kaum freundschaftliche Kontakte pflegt, meistens schlechter schläft, öfter gestresst ist und ein höheres Risiko hat, früher zu sterben.

Das Fundament für ein festes Freundesband sollten ein Gefühl von Nähe, Vertrauen und Gleichgewicht sein. Im Unterschied zu Familienbeziehungen kann Freundschaft auf Augenhöhe funktionieren. Sobald aber nur einer bereit ist, Hilfe und Trost anzubieten und sich emotional zu öffnen, sind das leider keine guten Startbedingungen.

Laut einer USA-Studie aus dem Jahre 2010 ist Freundschaft für die Gesundheit mindestens genauso wichtig wie gute Blutdruckwerte oder eine vernünftige Ernährung. Glücklich kann sich schätzen, wer nicht darauf verzichten muss, gemeinsam miteinander zu reden, zu lachen oder gemeinsame Pläne zu schmieden.

Denn unsere grauen Zellen reagieren darauf, indem sie zur Hochform auflaufen. Aber mit zunehmendem Alter wird manchmal der Freundeskreis kleiner, und man braucht dann etwas Mut, um neue Kontakte zu knüpfen. Wenn wir nun wissen, wie wichtig es im Leben ist, Freunde zur Seite zu haben, fällt es uns vielleicht auch etwas leichter, mal einen einsamen Menschen in unseren Freundeskreis mit einzubeziehen. Wir machen diesem Menschen damit ein großes Geschenk und fühlen uns glücklich, weil der Kontakt mit anderen uns auf vielfältige Weise stimuliert.

Eine Freundin von mir hatte vor einiger Zeit ein Erlebnis, welches sie seelisch sehr belastete. Sie hatte bei herrlichem Sonnenschein das Haus verlassen, um zur Straßenbahn zu gehen. Plötzlich wurde sie von einem alkoholisierten Mann tätlich angegriffen. Nur weil dieser Mann seine Probleme nicht in den Griff bekommt, musste meine Freundin um ihr Leben bangen.

Um ein solches Erlebnis zu verarbeiten und vergessen zu können, braucht man gute Freunde und deren beruhigenden Zuspruch. Unser Beistand hat ihr sehr geholfen, den Mut nicht sinken zu lassen und körperliche Schmerzen zu lindern.

Ich muss immer wieder daran denken, wie wichtig es ist, einander beizustehen. Denn plötzlich und unerwartet kann man derjenige sein, der diesen Beistand selbst braucht.