Uganda – eine Runde rum, Teil 3
Bild: Rays E. Tannthe
von Rays E. Tannthe
Zur Erinnerung – Teil 1 handelte vom Beginn der Rundreise durch Uganda bis zu den Erlebnissen im Murchison Nationalpark, in Teil 2 besuchten wir den Queen Elizabeth Nationalpark. Nun geht die Reise weiter:
Paul ärgerte sich, dass er uns noch keine Großkatzen zeigen konnte. Im Queen Elizabeth Nationalpark ist es schwieriger Tiere zu finden. Das Gras ist hoch, die Euphorbienbäume stehen dicht gewachsen nebeneinander und man darf nicht vom Weg abkommen.
Mittags probierte ich “local food”, es gab Kochbananen im Palmenblatt (es schmeckte nach Kartoffelbrei), Spinat und weiße Bohnen. Ja, jedes “Böhnchen ergab ein Tönchen”.
Als wir entspannt mit dem Boot über den Kazinga-Kanal fuhren, informierte sich Paul, wo die anderen Guides Löwen oder Leoparden sichteten. Genau dort fuhren wir hin. Seine Adleraugen erkannten von weitem das vom Baum herunter hängende Leopardenbeinchen. Die erste große Mieze am 7. Tag. Und so eine Schöne! Geht doch. Paul klärte uns über jedes Tier auf und wir kannten sie bald besser als unsere zu Hause. Die Liste:
- stattliche Wasserböcke, Büffelherde mit Jungen, Warzenschweine
- eine fette Tüpfelhyäne, sie kam entspannt vom Breakfast
- Elefanten (Gewicht bis 7,5 t und ein Rüssel hat 40.000 Muskeln)
- Uganda Kobs und ein Leopard!
- Krokodile, Zebramangusten
- Ginsterkatze, Kap Häschen (im Zickzacksprung unterwegs)
- Eisvögel, afrikanischer Nimmersatt (Storch mit gelben Schnabel)
- Schreiseeadler, Pelikane, Nilgänse, Seeschwalben, Graureiher, Seidenreiher, Kuhreiher, Schwarzkopfreiher, Gelbschnabel Madenhacker auf Büffel, Weißbrustkomorane, Heiliger Ibis, Marabu, Spornkibitz, Maskenwebervögel, Dorfwebervogel, Milch Uhu
- Palmengeier (fressen die Früchte von Palmen)
- Perlhühner, Hammerkopf (sammelte Materialien für sein Riesennest)
- Braunschlangenadler, Weißbrauensporn Kuckuck und Schopfadler
Paul erzählte vom Aberglaube: Sitzt ein Schopfadler auf dem Dach, bringt er dem Haus Unglück. Man kann ihn zusammen mit dem Unglück vertreiben, indem man glühende Holzkohlestücken nach ihm wirft (Steine zählen nicht). Dummerweise bringt diese Methode an den weit verbreiteten Strohdächern sofort Unglück. Es sind schon etliche Hütten abgebrannt.
Ein Büffel vor unserem Zelt genoss den Sonnenaufgang. Unser Frühstück musste warten, Büffel haben Vorrang. Auf der Fahrt zum nächsten Camp erzählte Paul eine Episode aus seinem Leben. Er wohnte ein paar Jahre bei seiner Oma auf dem Dorf. Er hatte viel Freiheit und eine glückliche Kindheit. Seine Eltern fanden einen guten Job in der Stadt. Die Oma verwöhnte ihn, wie es sich für eine gute Oma gehört. Sie fuhr jeden Mittag mit dem Fahrrad zur Schule und brachte ihm frisch zubereitete Kochbananen.
Der Grund: als Schulessen gab es JEDEN Tag und all die Jahre nur EIN Gericht, Maismehlbrei und rote Bohnen, in der Schule bis zur Uni bis er 22 Jahre alt war.
Paul hatte die Nase voll davon, er möchte das Gericht nie wieder in seinem Leben essen. Die Bohnen wurden in der Schulküche in großer Menge gelagert. Zwischenzeitlich bohrten sich Insekten hinein und diese wurden mit gekocht. So schwammen sie als Dekoration und Proteinbeilage im Brei herum und wurden unfreiwillig mit gegessen.
Auf der Südseite des Queen Elizabeth Parks standen typisch afrikanische Akazien in der Landschaft herum. Nach ewigen Sandpisten kam eine asphaltierte Straße mit Geschichte. 70er Jahre: Idi Amin (schrecklicher Diktator und Massenmörder) blieb mit seinem Auto im Schlamm stecken. Er rief den Verkehrsminister an und sagte: „Wenn ich in vier Tagen zurück komme und diese Straße ist nicht in Ordnung, wirst Du einen Kopf kürzer gemacht.“ Und er meinte es ernst. Nach vier Tagen gab eine asphaltierte Straße, aber nur dort.
Später begegnete uns ein Lkw im Straßengraben. Mehrere Leute versuchten ihn mit Baumstämmen abzustützen und mit Abschleppseilen herauszuziehen. Die Mission misslang, der zur Hilfe gekommene Transporter fuhr sich ebenfalls fest. Paul nutze die Situation und huschte mit dem Jeep zwischendurch.
Das Ishasha Wilderness Camp war eine Überraschung. Sehr romantisch am plätschernden Waldbach (Ntungwe) gelegen. Darin wohnt das Flusspferd Henri. Er ist vom Edwardsee ausgewandert und hat sich ein ruhiges Plätzchen gesucht, ohne Männchenkämpfe und dem ganzen Stress. Das Camp ist im schönen Afrika Stil, alles mit Naturmaterialien oder Zivilisationsresten gefertigt. Die Zimmerlatschen sind aus Autoreifen, die Lampen aus Kalebassen (Flaschenkürbis) und die Tische aus Baumscheiben. Vor unserem Zelt sausten neugierige Meerkatzen herum, man sollte besser nichts draußen liegen lassen.
Im Ishasha Gebiet, wir konnten es kaum glauben, hingen Löwen tatsächlich auf den Feigenbäumen! Vier junge entspannte Löwen auf einem Baum. Die Löwenmama hing im nächsten Baum und war sehr wachsam.
Unterwegs hatten wir wieder eine Reifenpanne, diesmal hinten links. Im Busch war ein Reifenwechsel zu gefährlich, das Dorf zu weit weg, es blieb uns nur noch die Rangerstation. Die Ranger waren sehr hilfsbereit, endlich hatten sie mal Abwechslung. Ein aufregender Tag.
- der Nationalpark ist ein El Dorado für Vogelfreunde, es gibt 612 Vogelarten
- Weißbraunreutel, er kann Töne von anderen Vögeln imitieren
- Graurückenwürger, Weißrückengeier, Flötenwürger (wie Handy Klingelton)
- Meerkatzen, Leier-Antilopen (Topi)
- Baumlöwen (es ist nicht bekannt warum Löwen nur hier und ständig auf Bäume klettern)
Morgens, die Camp-Spezial-Dusche: Eine Portion warmes Wasser wurde zur vereinbarten Zeit im Gefäß mit einem Flaschenzug am Zelt hochgezogen. Nach der Ansage “ready!” kann man losduschen. Klappte prima und war mehr als ausreichend.
Wir fuhren stundenlang über staubige Pisten, durch Dörfer und Städte. Paul ließ an der ersten Tankstelle den Reifen reparieren. Ganz klassisch afrikanisch. Mit ordentlich Spucke das Loch lokalisieren, mit einem spitzen Gegenstand das Stoffteilchen ganz tief in das Loch hineinstopfen und ein kleines bisschen herausgucken lassen, Reifen aufpumpen, bezahlen, fertig.
An den jungen Hyänen konnten wir nur kurz stehen bleiben. Sie kamen neugierig zum Auto gelaufen und beschnupperten das komische Tier mit den Rädern unten dran. Paul befürchtete, dass sie mit ihrem sehr kräftigen Gebiss in den Reifen beißen. Nicht schon wieder… Unterwegs erzählte er gewohnt über Land, Leute, Baumlöwen und Elefanten:
Die Baumlöwen bevorzugen eine ganz bestimmte Baumart: Sycamore fig. Der Stamm ist einer Platane ähnlich, der Rest sieht aus wie eine Feige. Die Früchte werden gern von Vollbart-Meerkatzen gefressen. Dumm ist nur, wenn die Löwen gegen Mittag auf den Baum klettern. Die Meerkatzen kommen nicht rechtzeitig herunter und klettern in die Baumspitze. Dort müssen sie ausharren, bis die Löwen ausgeschlafen haben. Das kann bei Miezekatzen sehr lange dauern. Elefanten schwitzen nicht, sie regeln ihre Körpertemperatur über ihre großen Ohren. Wenn das Blut vom Ohr zurück in den Körper fließt, ist es 9 Grad kühler. Sie geben Laute (Infrasound) ab, die wir nicht hören können, aber dafür der nächste Elefant bis 8 km Entfernung.
Die Landschaft änderte sich, Tee- und Kaffeeplantagen zogen vorüber. Es wurde zunehmend hügeliger, wir näherten uns den Berggorillas und fuhren abenteuerliche Serpentinen entlang. Der Gegenverkehr hüllte uns unbarmherzig in rote Staubwolken. So schnell kann kein Mensch das Fenster hochkurbeln. Plötzlich stand ein Riesenbagger in der Kurve, wir kamen einfach nicht vorbei. Eine Stunde dauerte es, ehe die Straße frei gebaggert war.
Irgendwann kam tatsächlich eine echte befestigte Straße. Natürlich mit Geschichte: Der Präsident versprach den Leuten jeweils zur Wahl alle fünf Jahre, eine Straße zu bauen. Dummerweise vergaß er das nach der Wahl gleich wieder, nach herkömmlicher Politikermanier. Nach 15 Jahren unerfüllter Versprechungen gruben die Einwohner einen tiefen Graben zum (sehr einträglichen) Nationalpark und beschlossen: Wir gehören nicht mehr zu Uganda.
Gleich zwei Tage später begann der Bau einer neuen Straße. Stichwort Wahl. Davor werden regelmäßig im ganzen Land alle Social Media Kanäle gesperrt. Kein Whatsapp, Facebook, Instagram, Twitter und Co ist mehr möglich. Es soll eventuelle Oppositionsbewegungen verhindern und der Wiederwahl des Präsidenten förderlich sein. Die Jugend findet das weniger gut. Präsident Moseveni hält sich tapfer seit 1986.
Nach Stunden passierten wir den Bwindi Nationalpark, hier leben die seltenen Berggorillas. Zerstören sie aus Versehen eine Bananenplantage, da ihnen das Innere des Baumstammes besonders gut schmeckt, erhält der Bauer eine Entschädigung vom Staat. Berggorillas lassen sich nicht im Zoo halten, sie sterben in Gefangenschaft.
Im Zoo sind nur Flachlandgorillas zu bewundern. Daher ist hier die halbe Welt hergekommen, insbesondere Amerikaner. Diese bevorzugen den Direktflug mittels Helikopter und fahren nicht wie wir stundenlang über staubige Pisten in diese Region. In der Cloud Lodge in ca. 2300m Höhe werden wir von einem deutschen Chef begrüßt. Die Lodge ist vollgestopft mit schöner Afrikakunst aus dem Kongo. Wir geraten mächtig ins Trudeln, wir haben doch schon eine so tolle Wildkatzen-Bronzeskulptur. Finito.
Abends machte uns der Zimmerservice den Kamin an (ja, wir sind in Afrika, allerdings weiter oben auf einem kühlen Berg). Warum müssen wir eigentlich morgen in aller Frühe zu den Berggorillas, wenn es hier so gemütlich ist?
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