Uganda – eine Runde rum, Teil 2
Bild: Rays E. Tannthe
von Rays E. Tannthe
Zur Erinnerung – Im Teil 1 berichtete ich vom Beginn der Rundreise durch Uganda bis zu den Erlebnissen im Murchison Nationalpark. Und nun geht die Reise weiter:
Abends hörten wir ausgelassene Partyklänge. Wir wollten wissen, aus welchem Anlass. Paul berichtete, es sei doch nur eine Kneipe! Die Leute feiern gern und laut. Uganda ist DAS Partyland. Aus den fünf umliegenden Ländern kommen freitags viele Leute mit dem Bus zum Feiern vorbei. Erst sonntags fahren sie wieder nach Hause. Es sind die Länder der Ostafrikanischen Gemeinschaft (EAC- ähnlich EU) mit allen Vor- und Nachteilen.
Nur ohne Währungseinheit, daran wird noch gebastelt, der Ostafrikanische Schilling wurde erstmal verschoben auf das Jahr 2024. Es gehören dazu: Kenia, Uganda, Tansania, Ruanda und Burundi. Die EAC ist wichtig für den zollfreien Handel, Reisen ohne Visum usw. Kenia ist davon das reichste Land, sie haben die meiste Industrie.
Auf der Fahrt zur Ndali Lodge im Kibale Forest Nationalpark zog das pralle bunte ugandische Leben in an uns vorüber. Wir fuhren ewig über Schotterpisten und der Rücken zwickte, man wird tatsächlich alt. Vorbei an Kochbananenplantagen (grüne Dinger und Hauptnahrung in diesem Teil des Landes), Kaffee- und Teeplantagen und an Feldern mit Maniok (Hauptnahrung im Norden Ugandas), Mais, Baumwolle, Süßkartoffeln, Zuckerrohr, Tabak, u.v.a. Es wird alles in Handarbeit mit der Hacke bearbeitet. Irgendwas wächst immer.
Uganda ist ein immergrünes und sehr fruchtbares Land. Seine Einwohner sind überwiegend Selbstversorger.
In den Dörfern standen Lehmhütten, in den Städten sah es moderner aus. Sehr viele Kinder (Indiz für großes Bevölkerungswachstum) kamen uns winkend entgegen. Die meisten zu spät zur Schule, denn sie beginnt 7:30 Uhr.
Sie dürfen erst zur Schule, wenn sie zu Hause beim Saubermachen geholfen sowie Trinkwasser vom Brunnen geholt haben. Auf dem Land gibt es zu wenige Lehrer, manchmal sind 100 Kinder in einer Klasse. Da dies nicht zu bewältigen ist, fragt der Lehrer morgens: „Wer möchte lernen?“ Diese Kinder bekommen Unterricht, die anderen nicht.
Was ist das! Unser rechter Vorderreifen ließ Luft und wir suchten schnellstens eine Tankstelle. Hilfsbereite Leute lotsten uns mit blumigen Beschreibungen “am großen Baum links” ins nächste Dorf zur Open-Air-Werkstatt. Die Jungs waren superfreundlich, halfen sofort, schmissen den Kompressor an, pumpten den Reifen auf. Wir Muzungos (Weiße) wurden mit Smartphones fotografiert. Solche Bleichgesichter sieht man nicht alle Tage! Als ich beim Foto ein Victoryzeichen in die Höhe streckte, gab es plötzlich eine Diskussion. Paul klärte auf: es ist das Zeichen der politischen Opposition.
Interessant gefleckte Ziegen, gestreifte Straßenhunde und Rinderherden mit Vorfahrt überquerten die Fahrbahn. Viele Leute mit überladenen Fahrrädern oder Mopeds sausten umher. Damit wird alles transportiert, sogar lebende Schweine.
Ölfirmen aus England, Frankreich und China fördern im großen Stil und bauen im Land Öl-Raffinerien. In der Ölstadt Hoima war diese Entwicklung deutlich sichtbar.
Das Straßenbauprogramm der ugandischen Regierung ließ uns inmitten der Bauarbeiten Slalom fahren, zwischen Dampfwalzen, Baggern und Erdhaufen. Bunte Wimpel, statt langweilige rot-weiße Absperrbänder, ja die Afrikaner lieben es bunt! Das Wort “Umleitung” gibt es nicht, man mogelt sich abenteuerlich direkt durchs Baugeschehen.
Viele neue katholische Kirchen sind im Bau. Europäische Missionare leisteten ganze Arbeit. Pillenverkäufer verkauften Wundermittel gegen Aids oder Mittel speziell an Frauen für einen sexy dicken Hintern. Frühere Internetcafes sind heute WLAN Shops: “bring dein Smartphone oder Tablet mit, iss und trink was, dann bekommst Du dein Passwort”.
Endlich erreichten wir das Toro Königreich, hier residiert der jüngste König der Welt. Er ist jetzt 21 Jahre alt, bereits mit drei Jahren wurde er König. Er hat Einfluss auf Kultur und Tradition in diesem in 1500m gelegenen Hochgebiet mit Teeplantagen soweit das Auge reicht. Unsere Lodge lag am schmalen Rand eines Kratersees. Spektakuläre Aussicht. Fazit: der ganze Tag war übervoll an Eindrücken von Land und Leuten.
Unsere Kraterkanten-Lodge gehört dem Nachfahren britischer Teeplantagenbesitzer. Ihm gehören riesige Ländereien bzw. der halbe Krater. Ein echter Familienbetrieb, zuerst wurden uns die Familienfotos erklärt. Wer mit wem. Zwei tatsächlich nette Familienhunde (sie bellten und leckten uns nicht an) schlossen ausgerechnet mich ins Herz. Dabei bin ich waschechte Katzenmama. Trotzdem lagen die Hunde immer neben mir. Auch bei der Siesta.
Hey, die Toilettenspülung! Man zog an einem Holz-Krokodil! Die Einrichtung war originell.
Paul machte uns Kochbananen mit Erdnüssen und Champions schmackhaft. Er beschrieb detailliert, wie seine Mutter es zubereitete. Nun wurden wir neugierig und er sollte mit der Küche verhandeln.
Morgens ging es im „Kibale Forest“ zum Schimpansen Trekking. Im feuchten Wald rutschte man aus und bekam die eine oder andere Rute fies ins Gesicht geschnipst. Eine Vorübung für die Berggorilla-Tour. Stundenlang stapften wir mit drei Holländern, der Rangerin Chila (mit perfekter Frisur und Knarre) und der hochschwangeren Volontärin (es wird ein ugandischer Junge) herum, um die Affen zu sichten. Zwölf verschiedene Arten leben im Nationalpark.
Doch Waldelefanten versperrten uns den Weg und die Affen blieben sehr weit oben im Baum sitzen. Wir warteten lange, doch sie kamen einfach nicht herunter. Es ergab eine übersichtliche Fotoausbeute. Bei den Berggorillas kann es nur besser werden.
Die Schwangere schleppte tapfer den schweren Rucksack der Rangerin und sie musste ihr ein Insekt aus dem Auge „operieren“. Hoffentlich geht jetzt die Geburt nicht los.
Nachmittags spazierten wir mit Steven im wunderbaren Garten des Lodge Eigentümers, insgesamt sind es 1000 Morgen. Darunter konnten wir uns nicht vorstellen, die Standard-Einheit war: “sehr viel”. Wir schlenderten eine Avocado Allee entlang, er erklärte uns Yellow Africa Tomaten, Kakaofrüchte (der Chef macht daraus heiße Schokolade für Gäste), verschiedene Bananenstauden (daraus wird ananenschnaps destilliert), Vanille Pflanzen (einträglicher Export nach Amerika und England). Er ist geschäftlich breit aufgestellt. Steven bastelte uns einige nette Dinge aus Palmen Blättern. Wir wären gern noch hier geblieben, morgen geht’s jedoch weiter in den Queen Elisabeth Nationalpark.
Das Schloss schnappte von außen zu. Mist, nun saß ich in der Toilette des Haupthauses fest. Irgendwann will man wieder raus. Es hilft die gemütlichste Toilette nichts, trotz ansehnlicher Bilder an der Wand und originellem Holzkrokodil-Spülungsbautenzug.
Plan A: SOS-SMS, sie wurde nicht zugestellt. Plan B: Rütteln und Klopfen. Hörte niemand. Klar, wir waren die letzten Gäste, denn der Wein schmeckte.
Umgesetzter Plan C: Aus dem Fenster klettern mit weicher Landung in der Blumenrabatte. Merksatz: Immer die Toilette mit Notausgang wählen!
Nachts bewachten uns die neuen Hundefreundinnen Polly und Sila. Selbst der Wachschutzmann wurde weggebellt. Wir fühlten uns sehr sicher. Zwischenzeitlich recherchierten wir die Einheit Morgen. Der Ndali Chef hat also 2,5 qkm Land, das erklärt auch die stattliche Zahl der 50 Plantagen Angestellten.
An wenigen Tagen mit klarer Sicht sieht man das Ruwenzori-Gebirge. Über 5000m hoch, mit stets schneebedeckten Gipfeln und Gletschern. Sie bilden ein Teil der Nilquelle, obwohl sie nur 40 km nördlich des Äquators liegen. Die Entdecker im 18. Jahrhundert liefen beim ersten Mal vorbei, weil sie es im Nebel nicht sahen. Erst auf dem Rückweg standen die riesigen Berge plötzlich da.
Kurz vor der Überquerung des Äquators, besuchten wir einen Skulpturengarten mit anwesendem Künstler. Sehr schöne Tierskulpturen, ein Bronze-Leopard konnte leider nicht dort bleiben und musste mit.
Im nächsten Nationalpark war 1954 die Queen Elizabeth zu Besuch (damals ebenfalls Königin von Uganda, bis zur Unabhängigkeit 1962). Zum Empfang der Queen dachten sich die Einheimischen etwas Besonderes aus. Vielen eingefangen Warzenschweinen befestigten sie an der Schwanzspitze je eine britische Fahne. Bei Ankunft der Queen Elizabeth ließ man sie frei.
Sie tippelten sofort in alle Richtungen mit der britischen Fahne (Union Jack) am hoch gestreckten Schwanz weit davon. Die Queen bekam einen Lachanfall. Dann hielt sie ihre Rede vor den Königen des Landes und als Geschenk wurde der Nationalpark nach ihr benannt.
Im Queen Elizabeth Nationalpark liegt ein sehr salziger und schwefelhaltiger Kratersee (Nyamunuka, übersetzt „Stinker“). Er enthält kein Trinkwasser für die Tierwelt. Jedoch pilgern schlaue Büffel und Flusspferde in diesen Spa-Tempel, wenn sie kleinere Verletzungen bzw. Wunden haben. Sie wälzen sich darin für die Heilung.
Die Mweya Lodge ist etwas größer geraten, die ganze Welt ist hier vor Ort. Jedoch mit stabilen WLAN, Steckdosen und Fön! Wir wohnten in einem schönen Zelt mit Top Aussicht auf den Eduardsee. Am anderen Ufer sausten Elefanten herum. Im Park gibt es elf Fischerdörfer und Probleme im Zusammenleben zwischen Mensch und Wildtier.
Für Tierfreunde gibt es die Liste. In der ungewohnt üppige Vegetation mit Euphorbien gab es:- Büffel und Perlhühner, na klar die durften nicht fehlen
- Elefanten, Paviane und andere Affen
- Maskenwebervögel (gelb, schwarz), Schweif Glanzstar (glänzen wie ein Elviskostüm)
- Bandschlangenadler, Hammerkopf (Berufsmessi, baut die größten Nester)
- Kuhreiher auf Flusspferden, Trauerkibitz
- Warzenschweine (frisst kniend, er hat einen zu kurzen Hals und zu lange Beine)
- Defassa Wasserböcke, Uganda Kobs
- Mausvogel (sehen auf Bäumen sitzend aus wie eine Maus)
- Senegal Kibitz, Schmetterlinge, Rotkehl Frankolin, Fledermäuse
Teil 3 – folgt in der nächsten Ausgabe
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