Schloß Ribbeck im Havelland
Bild: Ingo Weber / pixelio.de
von Edelgard Richter
Wer kennt sie nicht, die Ballade vom Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, die Theodor Fontane (1819-1898) im Jahr 1889 schrieb? Den Birnbaum, den Fontane beschrieb, gibt es längst nicht mehr. Er fiel dem Zahn der Zeit zum Opfer. Inzwischen wurde er bereits zum vierten Mal ersetzt. Denn Ribbeck ohne den Birnbaum ist undenkbar.
Aber nicht nur wegen der Birnen besuchen die Menschen das Dorf Ribbeck. Aufgrund der Beschreibungen Fontanes ist das Dorf ein Anziehungspunkt für zahlreiche Besucher. Das einstige Herrenhaus der Familie derer von Ribbeck mit einem kleinen Gutspark und dem Familienfriedhof wurde durch Theodor Fontane weit über seine Grenzen hinaus bekannt.
Bereits seit 1237 ist die Familie von Ribbeck urkundlich bekannt. Die Geschichte reicht also weit zurück. Sie beginnt damit, daß der deutsche Kaiser Lothar 1134 den Grafen Albrecht „der Bär“ mit der Nordmark belehnte. Nachdem Albrecht der Bär das Gebiet erobert hatte, nannte er sich Markgraf von Brandenburg und vergab Land an seine Ritter, die er damit zu Kriegsdiensten zu Pferde verpflichtete.
Sie sollten für die Kultivierung des Landes sorgen und gleichzeitig die Verbreitung des christlichen Glaubens unter den Wenden und Slawen unterstützen. Die Ritter behielten einen Teil des Lehens und verpachteten den Rest an Bauern , die damit die Pflicht zu Abgaben und Dienstleistungen übernahmen, aber auch das Recht auf Arbeit und Unterhalt (Deputat) erhielten.
Die Ritter von Ribbeck und späteren Gutsherren hatten damals im Dorf Ribbeck neben der Verwaltung auch die Polizeigewalt und die Gerichtsbarkeit inne. Erst die preußische Verfassung von 1850 machte dem ein Ende. Bis 1944/45 blieben die Ribbecks auch die Patronatsherren der Kirche in Ribbeck. Sie hatten für die bauliche Erhaltung der Kirche und den Unterhalt der Pfarrer zu sorgen.
1947 wurden die von Ribbecks von den Russen vertrieben. Mitte der 1990er Jahre kehrten sie zurück. Der Anspruch auf Rückgabe ihres Eigentums endete mit einem Vergleich. Das Schloß Ribbeck gehört jetzt dem Landkreis Havelland, der es aufwendig sanierte. Friedrich Carl von Ribbeck wohnt nunmehr mit seiner Frau im ehemaligen Kutschpferdehaus. Auch die alte Schnapsbrennerei wurde wieder hergerichtet. Hier stellen die Ribbecks verschiedene Sorten Birnen-Essig, ebenso wie ihren Birnenbrand her.
Schloß Ribbeck beherbergt nach seiner Restaurierung ein kleines Museum, das der Geschichte des Schlosses und Theodor Fontane gewidmet ist. Es gibt im Schloß ein Restaurant, einen Café-Garten und im ersten Obergeschoß einen Trausaal als Außenstelle des Standesamtes Nauen. Hier können Brautpaare standesamtlich heiraten.
Wer das Dorf Ribbeck besucht, kann sich an dem gut erhaltenen geschlossenen Ensemble erfreuen. Die 1841 vom damaligen Herrn von Ribbeck erbaute „Alte Schule“ liegt direkt am Gutsanger. Ein kleines Café lädt zum Verweilen ein. Das historische Klassenzimmer, wo jeder Schüler seine Schiefertafel hatte, kann besichtigt werden.
Gegenüber steht die im 14. Jahrhundert erbaute alte Dorfkirche, die bis 2002 saniert und umgebaut wurde. Im neoklassizistischen Innenraum finden nicht nur Gottesdienste, sondern auch Konzerte und Ausstellungen statt. Im Kirchenanbau befindet sich die Gruft der Familie von Ribbeck. Auf ihr steht auch der legendäre Birnbaum.
Die Alte Brennerei wurde etwa um 1850 errichtet. Nach ihrer 2006 erfolgten Sanierung entstand hier ein großzügiger Veranstaltungsbereich. Bis zur Vertreibung der Familie Ribbeck wurde hier Kartoffelschnaps gebrannt. Die DDR nutzte das Gebäude als Getreidespeicher. Nach dem 2001 erfolgten Rückkauf durch die Familie von Ribbeck war es in einem äußerst desolaten Zustand, den Friedrich von Ribbeck und sein Sohn Janko in jahrelanger mühevoller Arbeit beseitigten.
Kein Besucher sollte es versäumen, das Alte Waschhaus zu besichtigen. Nicht nur, dass es hier handgebrühten Kaffee und die berühmte Original Ribbecker Birnentorte gibt. Mit alten Gebrauchsgegenständen aus Urgroßmutters Zeiten, wie Waschbrett und kleinen Wannen, fühlt man sich in vergangene Tage versetzt, als die Wäsche noch mit der Hand gewaschen wurde. Natürlich hängen hier auch die „Unaussprechlichen“ der Damen und die alten Nachthemden und Unterhosen der Herren auf der Leine.
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