Eine ganz besondere Freundschaft
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vonTina Gonschorek
Die kleine braune Maus rekelte sich in ihrem gemütlichen Nest tief unter der Erde. Plötzlich stieg ihr ein ganz besonderer Duft in die Nase. Rasch huschte sie zum Eingang ihres Baues und schaute hinaus. Tatsächlich! Der Frühling war da. Die Sonne schien vom blauen Himmel und die ersten Blumen reckten ihre Köpfe zum lang vermissten hellen Licht empor. Es duftete nach Erde, nach sprießendem Gras, einfach unbeschreiblich gut – eben nach Frühling.
Die Maus schnupperte genießerisch und blickte sich um. Ihr Bau lag gut versteckt zwischen den Wurzeln einer uralten Buche. Dieser Baum hatte sie schon oft beschützt, wenn ihr größere Tiere ans Leben wollten. Unweit daneben stand eine hölzerne Bank, auf der sich sehr gern Menschen niederließen. Noch allerdings saß niemand dort, da es noch früh am Morgen war und so begab sich das Mäuschen erst einmal auf Nahrungssuche.
Viel später an diesem Tag lugte sie erneut aus ihrem Eingang hervor, und siehe da, jetzt saßen zwei Menschen auf der Bank, die sich angeregt unterhielten. Die kleine Maus saß ganz still, denn sie wusste genau, was passieren würde, wenn die Menschenfrau sie erblickte. Es war immer das gleiche! Die Frauen sprangen hektisch herum und stießen schrille Schreie aus. Die Maus konnte das gar nicht verstehen. Schließlich war sie doch so winzig klein im Gegensatz zu den Riesen und hätte viel mehr Grund Angst zu haben! Die hatte sie aber nicht, da sie wusste, dass die Menschen zwar sehr laut, aber auch sehr langsam waren. Das Seltsamste was sie in diesem Zusammenhang einmal gesehen hatte, war eine große dünne Frau gewesen, die mit einem einzigen Satz kreischend auf die Bank gehüpft war und erst wieder herunterkam, nachdem die Maus, entsetzt durch das Geschrei, in ihren Bau geflüchtet war.
Aber diesmal war alles ganz anders. Die Menschenfrau entdeckte sie zuerst und sprach dann leise mit dem Mann, woraufhin sich beide ganz vorsichtig herunterbeugten, um das Mäuslein besser sehen zu können. Die Maus starrte sie ganz ungläubig an. Sie wusste gar nicht, dass Menschenfrauen so leise und melodisch sprechen konnten.
Wenn sie die Menschensprache verstanden hätte, so wäre sie sicher beglückt gewesen zu hören, dass sie als „so was von niedlich“ und „süßes Mäuschen“ bezeichnet wurde.
Nachdenklich betrachtete sie diese seltenen Exemplare der Gattung Mensch und schlüpfte dann in ihren Bau.
Der Frühling schritt voran. Ihre wunderschöne Buche bekam neue Blätter und die kleine Maus liebte es, zwischen den schützenden Wurzeln in der Sonne zu sitzen und dem Raunen und Rauschen des alten Baumes zu lauschen. Sie spürte förmlich das Aufsteigen des Saftes bis hoch in die Spitzen. Im Herbst würde es wieder die leckeren Bucheckern geben, die sie so gern in ihren Speiseplan aufnahm.
An vielen Tagen bekam sie bekannten menschlichen Besuch. Während die Maus, die begriffen hatte, dass ihr von diesen Menschen keine Gefahr drohte, immer mutiger wurde, waren die Menschen dazu übergegangen mit ihr zu sprechen und eines Tages legten sie ihr vorsichtig einige wohlschmeckende Krümel in die Nähe ihres Mauselochs.
Und das war dann der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Die kleine Maus machte die Menschen mit ihrer großen Familie bekannt. Die Mäusekinder tobten schließlich ganz mutig um die riesigen Füße der Menschen herum. Die Frau und der Mann hingegen brachten bei jedem Besuch einige Leckereien für die Großfamilie mit und hatten unglaublichen Spaß daran, die lustig hin und her wuselnden Mäuse zu betrachten.
Sie waren sich dieser einmaligen und ganz besonderen Freundschaft zwischen zwei völlig unterschiedlichen Spezies bewusst, die zwar nicht miteinander kommunizieren konnten, sich aber trotzdem wunderbar verstanden und gemeinsam friedvolle Stunden verbrachten.
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