6. Teil der Veranstaltungsreihe »Geschichte inklusiv: Auf der Suche nach einer demokratischen Geschichtskultur. Theorien – Kategorien – Konzepte – Praxis«
Noch vor einer Generation wurde die Erinnerung an die Shoah in Westdeutschland von zivilgesellschaftlichen Initiativen gegen den geschichtspolitischen Mainstream erkämpft. In Ostdeutschland fand nach 1989 ein ähnlicher Prozess unter anderen Vorzeichen statt. Seit den 2000er Jahren hat die Erinnerung an den NS in Deutschland einen weithin anerkannten, hohen geschichtspolitischen Stellenwert. Dieser wird in jüngster Zeit einerseits von politisch rechter Seite zunehmend in Frage gestellt, andererseits stellen sich in der postmigrantischen Gesellschaft und im postkolonialen Diskurs neue Fragen nach dem Charakter der deutschen Erinnerungskultur. Inwiefern wird der Stellenwert der Erinnerung an den Nationalsozialismus innerhalb der deutschen Erinnerungskultur von postkolonialen Debatten in Frage gestellt? Verhindert die Beschäftigung mit der Shoah eine tiefere Auseinandersetzung mit Kolonialismus und Rassismus? Wie kann einer Konkurrenz der Erinnerungen entgegengewirkt werden? Diskutant:innen:- Dr. Steffen Klävers, Antisemitismusforscher
- Deborah Hartmann, Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz
- Vincent Bababoutilabo, Hörspaziergang „Zurück erzählt“
Moderation: Anja Witzel, Berliner Landeszentrale für politische Bildung
Über die Veranstaltungsreihe
Wie gegenwärtig Geschichte ist, zeigt sich immer wieder in hitzigen Diskussionen, wenn es um die Deutung und Bedeutung von Geschichte(n) geht. Dabei wird die Sichtbarmachung vielfältiger Geschichten von immer mehr Seiten eingefordert. Diese Forderungen gehen einher mit der Abkehr von einer Geschichtskultur, die als sinnstiftendes Element eine gemeinsame Geschichte betont, dabei aber viele Perspektiven ausgrenzt oder unsichtbar macht. Für die historische Bildung ergeben sich daraus wichtige Fragen:- Welche Geschichten sollen erzählt werden, wenn der Platz im Museum oder die Zeit im Geschichtsunterricht begrenzt ist?
- Wie können die Schnittmengen, Widersprüche und Konkurrenzen von Geschichten miteinander in Beziehung gesetzt werden?
- Wie können Orte und Prozesse der Geschichtsvermittlung inklusiv und partizipativ gestaltet werden?
Diesen Fragen geht unsere Veranstaltungsreihe nach. An sieben Terminen wird beispielhaft diskutiert, wie es gelingen kann, historische Bildung pluralistisch, inklusiv und partizipativ zu gestalten. Es diskutieren Ausstellungsmacher:innen, Aktivist:innen, Geschichtslehrer:innen, außerschulische Bildner:innen und Wissenschaftler:innen miteinander und übereinander. Alle Teilnehmer:innen sind herzlich dazu eingeladen, ihre Fragen und Kommentare einzubringen.