Seit Beginn von Russlands Angriff auf die Ukraine hat sich das geopolitische Buhlen um Afrika weiter verstärkt. Lag der Fokus zuvor vor allem auf der wirtschaftlichen Konkurrenz zwischen den ehemaligen Kolonialmächten und anderen westlichen Staaten auf der einen Seite und China auf der anderen, so steht nun vor allem die Position der afrikanischen Regierung zum Krieg und zu den Sanktionen im Vordergrund. Der Westen will Russland diplomatisch isolieren, doch die meisten afrikanischen Regierungen fahren einen vorsichtigen Kurs.
Dies liegt nicht nur an ihrer Abhängigkeit von Getreidelieferungen. Moskau versucht, mit einer intensiven Besuchsdiplomatie und der Betonung von „afrikanischen Lösungen“ zu punkten, und nicht zuletzt mit der Aussicht auf Waffenlieferungen, Militärausbilder und in einigen Krisengebieten auch die Unterstützung durch russische Söldner. Für viele westliche Beobachter verbirgt sich dahinter jedoch schlicht das Versprechen, sich nicht in interne Angelegenheiten einzumischen, d.h. keinen großen Wert auf die Achtung von Menschenrechten und natürlich schon gar nicht auf demokratische Prinzipien zu legen, ganz ähnlich wie China.
Über die Frage, wie die Position der afrikanischen Regierungen in der „Zeitenwende“, die Russlands Angriff auf die Ukraine angestoßen hat, zu bewerten ist, diskutieren:- Dr. Melanie Müller, Afrika-Expertin der Stiftung Wissenschaft und Politik
- Dr. Christian von Soest, Lead Research Fellow/Leitung am GIGA-Institut
- Abdou-Rahime Diallo, Politikberater und Coach
Moderator der Diskussion ist Priv.-Doz. Dr. Thomas Greven von der FU Berlin.