Dieses Jahr jährt sich das rassistische Pogrom in Rostock-Lichtenhagen zum 30. Mal. Zwischen dem 22. und 26. August 1992 griffen hunderte Rechtsextremist:innen unter dem Applaus tausender Schaulustiger zunächst die Zentrale Aufnahmestelle für Asylsuchende an, in der vorrangig geflüchtete Rom:nja untergebracht waren. Nachdem diese in Sicherheit gebracht worden waren, richteten sich die gewaltsamen Ausschreitungen des Mobs gegen das Wohnheim ehemaliger vietnamesischer Vertragsarbeiter:innen im „Sonnenblumenhaus“.
Für ein mediales Erinnern und kollektives Gedenken an die Ereignisse und insbesondere an die Opfer rassistischer und rechter Gewalt, das nicht aus dominanzgesellschaftlich geprägter Perspektive auf die marginalisierten und von Rassismus betroffenen Communities blickt, möchten wir folgende Fragen stellen: Welche Perspektiven und Formen von Gedenken an das Pogrom existieren in der vietnamesischen und in der Rom:nja Community? Welche gesellschaftspolitischen und künstlerischen Zugriffe gibt es auf das Pogrom und welche Räume werden den Betroffenenperspektiven gegeben? Welche gesellschaftspolitische Dimension nehmen diese Ereignisse in der Geschichte Deutschlands ein?
Anhand von zwei Kurzvorträgen sowie eines Diskussionspanels möchten wir wichtige Strategien postmigrantischer Erinnerungsarbeit sowohl aus wissenschaftlicher Perspektive als auch aus der Perspektive von unterschiedlichen Communities aufzeigen. Zusammen mit Personen aus vietnamesischen und Rom:nja-Communities möchten wir die Möglichkeiten einer community-übergreifenden Erinnerungskultur als widerständige Praxis diskutieren und dabei auch auf mögliche Differenzen und Unterschiede, aber auch Kontinuitäten in den Zugängen der ersten und zweiten Generation aus den betroffenen Communities auf Pogrom, Gedenken und Erinnerungspolitik eingehen.