Als Georges in den 80ern das erste Mal in den Libanon reist, hat er große Pläne. Ausgerechnet mitten im Bürgerkrieg soll die „Antigone“ zur Aufführung kommen. Das Theater soll alle Fronten überwinden und eine Stunde Frieden schaffen. Das ist die Idee.
Auf diese Utopie schwört ihn sein Mentor ein, der, schwer erkrankt, die große Vision nicht mehr selbst umsetzen kann. Egal, dass der Franzose bis auf einen Besuch im Schwarzwald noch nichts von der Welt gesehen hat. Georges nimmt an, verabschiedet sich von seiner Familie und steigt im Februar 1982 ins Flugzeug auf die andere Seite des Mittelmeers. Aber als der Lehramtsstudent, Aktivist, Hobbyregisseur und junge Vater im zerrütteten Beirut landet, ist nichts so wie erwartet. Spoiler: Es ist keine so gute Idee.
Was kann man von Europa aus vom Libanon begreifen? Wie weiter leben in einer Welt, in der manche Kinder ein zweites Eis bekommen während andere alles verlieren? Welche Spiele spielt der gar nicht ferne Krieg mit uns?
Heute ist die gesellschaftliche Situation im Libanon katastrophal. Die Explosion im Hafen von Beirut und Corona haben die ökonomische, soziale und politische Krise weiter zugespitzt. Wie begegnen sich libanesische Künstler und eine in Berlin lebende, belgische Regisseurin während einer Pandemie? Wieviel postkoloniales Denken liegt unserem eigenen Handeln innerhalb des Projekts zugrunde? Und was machen wir, wenn im Laufe der Stückentwicklung der Krieg sich hier nähert, in Europa?