"Nothing is more punitive than lending significance to an illness – since this significance is inevitably moral in nature." – Susan SontagAlexandre Dumas' novel "Die Kameliendame" ("The Lady of the Camellias") is a classic example for the romantization of illness as metaphor. Marguerite, a seamstress and coveted courtesan, suffers from tuberculosis. Her suffering is metaphorically connected with her relationship: When the couple is united, the illness seems less severe. After their separation, however, her health declines and she dies – but not of a broken heart. These narratives are still virulent today: the glorification of a life with chronic illness. Malin Lamparter makes a mockery of these romantic notions – somewhere between show and information, reality check and grotesque. What does it mean to rely on medical care? And how do you deal with being seen as an element of non-functioning?
Artists/Collaborators: Nach Alexandre Dumas (Autor/in), Charlotte Irene Thompson, Lisa Birke Balzer, Yannick Fischer, Malin Lamparter, Lara Scheuermann, Daniel Grünauer, Fabian Kuss, Robert Matysiak, Kati Stubbe
Die Kameliendame von Alexandre Dumas, dem Sohn des berühmten Autors von Klassikern wie "Die drei Musketiere" oder "Der Graf von Monte Christo", wurde 1848 veröffentlicht und gehört zu den großen Werken der französischen Literatur. Dumas adaptierte den Roman für die Bühne, wo das Stück 1852 in Paris uraufgeführt wurde. Ein Jahr später griff Giuseppe Verdi das Thema in der Oper "La Traviata" auf. Seither wurde die Geschichte vielfach bearbeitet. Nun adaptiert und erweitert WORX-Regisseurin Malin Lamparter die Erzählung über Krankheit, Liebe und Tod. Im Zentrum der Romanerzählung steht Marguerite Gautier, eine Pariser Kurtisane, die an Tuberkulose leidet und stirbt. Dabei wird ihre Krankheit nicht nur als medizinisches Problem dargestellt, sondern steht symbolisch für ihre gesellschaftliche Isolation. Susan Sontag zeigt in ihrer Analyse Krankheit als Metapher, wie chronische Krankheiten wie Tuberkulose metaphorisch aufgeladen werden – als Zeichen von Sensibilität, Leidenschaft und moralischem Verfall. Die Metapher bürdet den Kranken eine zusätzliche symbolische Last auf, romantisiert sie oder lässt sie gar schuldig erscheinen. Marguerites Schicksal verdeutlicht dieses Phänomen, da ihre Krankheit sowohl ihren physischen Niedergang als auch die soziale Abwertung durch ihre von anderen zugeschriebene Rolle als "verruchte" Frau begleitet. Malin Lamparters Inszenierung erzählt in einer Rückblende neben der Liebesgeschichte zwischen Armand und Marguerite von der gesellschaftlichen Verklärung schrecklicher Krankheiten. Anhand kurzer zeitgenössischer Texteinschübe zu individuellen Krankheitserfahrungen und humoristischer Musiknummern plädiert sie für eine Enttabuisierung und Entdämonisierung. Anstelle des Narrativs von der unheilbaren Krankheit als dramatisches Instrument, das die Beziehung von Marguerite und ihrem Liebhaber Armand zerstört, tritt in Malin Lamparters Deutung die Erkenntnis, dass es menschliches Verhalten und gesellschaftliche Einflüsse sind, die Beziehungen beeinflussen. von Daniel Grünauer