The termination of a pregnancy is a very private but also a highly political decision. "Happening" by Annie Ernaux, winner of the Nobel Prize for Literature, is the unsparing account of an illegal abortion by first-person narrator during her time as a student in 1963 France.
Ernaux describes both the actual, life-endangering intervention into and society’s encroachment on a female body, including the latter’s powerful mechanisms such as disenfranchisement and stigmatisation. Seen from various points in time, Ernaux is searching for a truthful language to express her memories of a topic that is still largely suppressed today and yet concerns us collectively. As Annie, the young student of literature, endures "the happening" for her physical autonomy as a woman alone and barely survives, later in life, the writer Ernaux experiences the language that she finds for this experience as a happening in itself.
Artists/Collaborators: von Annie Ernaux (Autor/in), Nina Bruns, Pauline Knof, Kathrin Wehlisch, Laura Linnenbaum, Daniel Roskamp, Michaela Kratzer, David Rimsky-Korsakow, Rainer Casper, Amely Joana Haag
Runtime: Thu, 27/04/2023 to Tue, 15/10/2024
ZUM STÜCK
DAS EREIGNIS
VON ANNIE ERNAUX
DER SCHAM EINE STIMME GEBEN
Ein Schwangerschaftsabbruch ist eine zutiefst persönliche Entscheidung, die jedoch wesentlich von politischen Fragen der Rechtsprechung, des Geschlechts, der Religion sowie der Klasse berührt wird. "Das Ereignis" ist ein schonungsloses Zeugnis, welches rückblickend von einer illegalen Abtreibung der Ich-Erzählerin während ihres Studiums in Frankreich im Jahr 1963/64 berichtet. Von verschiedenen Zeitebenen aus sucht die Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux eine wahrhaftige Sprache für ihre Erinnerungen über ein bis heute oft verschwiegenes und dennoch kollektives Thema. Gleichermaßen beschreibt sie den konkreten und lebensgefährlichen Eingriff der sogenannten "Engelmacherinnen", als auch den gesellschaftlichen Zugriff auf den weiblichen Körper – durch machtvolle soziale Mechanismen von Scham, Stigmatisierung und klassistischer Gewalt sowie durch das diesen Mechanismen zugrundeliegende Frauenbild. Die junge Literaturstudentin Annie erträgt "das Ereignis" für ihre körperliche und berufliche Selbstbestimmung als Frau allein und überlebt es nur knapp. Die 35 Jahre ältere Autorin Ernaux findet für ihre Erfahrung eine Sprache, die zum universellen Ereignis wird: "Ich hatte in der Toilette des Wohnheims gleichzeitig ein Leben und einen Tod zur Welt gebracht. Zum ersten Mal fühlte ich mich als Glied einer Kette von Frauen, die die Generationen miteinander verbindet." In der Inszenierung von Laura Linnenbaum treffen drei Schauspielerinnen aufeinander, die Annie in verschiedenen Lebensphasen verkörpern und gleichzeitig das zeitlos Gültige ihrer Geschichte erzählen. • Amely Joana Haag
MIT Nina Bruns, Pauline Knof, Kathrin WehlischREGIE Laura Linnenbaum BÜHNE Daniel RoskampKOSTÜME Michaela Kratzer MUSIK David Rimsky-KorsakowLICHT Rainer Casper DRAMATURGIE Amely Joana Haag
Aufführungsrechte @ Gallimard