Why am I who I am? Is it because I made the independent decision to be like this or because society made me who I am? "One alone is no one", Brecht adjudges in his comedy "Mann ist Mann".
Who we are is determined by the relationships with our peers and by the world we live in – or maybe by our free choices after all? Brecht’s play from the 1920s shows the transformation of the packer Galy Gay: a simple guy who falls in with a group of soldiers who have good use for him. They reassemble Galy Gay "like a car" – and he is happy to be reassembled. With a company of acting students, Max Lindemann stages Brecht’s play about how easily identities can be manipulated.
Artists/Collaborators: Von Bertolt Brecht (Autor/in), Nele Trebs (Galy Gay, Arbeiter), Dominikus Weileder (Galy Gays Frau / Jeraiah Jip, Soldat), Joana Damberg (Uria Shelley, Soldat), Philipp Jacob (Jesse Mahoney, Soldat), Till Raskopf (Polly Baker, Soldat), Maurice Läbe (Charles Fairchild, Sergeant), Nele Rößler (Witwe Begbick, Kantinenbesitzerin), Max Lindemann, Michel Wagenschütz, Sonja Deffner, Benjamin Schwigon, Lukas Nowak
Runtime: Mon, 09/12/2024 to Tue, 10/12/2024
In Brechts Lustspiel, 1926 uraufgeführt, gerät der Arbeiter Galy Gay an eine Gruppe Soldaten, die bei einem Einbruch einen Kameraden verlorenen haben. Nun benötigen sie dringend einen Ersatz, bevor sie bei Sergeant Fairchild in Ungnade fallen. Eigentlich wollte Galy Gay auf dem Markt nur kurz einen Fisch kaufen, doch er hat ein Problem: Er kann nicht nein sagen. Und so schwimmt ihm sein ursprünglicher Plan wie ein Fisch davon: GalyGay wird von den soldatischen "Gefühlsingenieuren" (Brecht) wie am Fließband in den Soldaten Jeraiah Jip verwandelt. Er wird manipuliert – und lässt sich gerne manipulieren. Dabei hilft auch Witwe Begbick, die die kriegsbereiten Soldaten aus ihrem fahrbaren Bierwagon mit "Treibstoff" versorgt – und daraus ihren Profit schlägt. Die Austauschbarkeit und der Verlust von Individualität in einem Kollektiv interessierte Brecht, als er das Stück schrieb und mehrfach umschrieb: Von keinem seiner Stücke existieren wohl mehr Versionen. Brecht hielt unter kapitalistischen Verhältnissen nicht nur die menschliche Individualität, sondern auch den Ort der Handlung – eigentlich das britisch-kolonialbesetzte Indien – für austauschbar: "einfach ein fremdes Land". Vielleicht stimmt das – aber nur, insofern Kolonialismus und Kriege immer wieder im historisch neuen Gewand auftreten und in jeder Zeit neu verstanden werden müssen. Aufgrund der unzähligen Identitätsangebote fällt das womöglich umso schwerer in einer Gegenwart, in der kein gemeinsamer Blick mehr auf die Welt entsteht. von Lukas Nowak