Die Potsdamer Straße war und ist ein Kaleidoskop Berliner Lebens. Zwischen 1790 und 1792 wurde sie als erste Straße Preußens als Chaussee befestigt. Damals fühlten sich Dichter und Literaten hier zu Hause, so lebte beispielsweise Joseph von Eichendorff – Inbegriff der romantischen Dichtkunst – an verschiedenen Adressen in der Straße. In den 1920er Jahren avancierte die Gegend um die belebte Verkehrsachse zum Standort von Verlagen und Galerien. Rowohlt und Fischer waren hier ansässig. Die Satirezeitungen „Kladderadatsch“ und „Der Sturm“ wurden hier produziert. Nach dem Krieg hatte der Berliner „Tagesspiegel“ bis 2009 hier sein Zuhause. Der ehemalige Verlagshof ist heute Kreativstandort.
Vor und nach dem Zweiten Weltkrieg war der Schöneberger Norden bei Nachtschwärmern sehr beliebt. Rund um die Kurfürstenstraße und den Bülowbogen gab es das „Rotlichtmilljöh“. Claire Waldoff, die vermutlich erste Entertainerin mit Hosenanzug und Bubikopf, die offen ein lesbisches Liebesverhältnis lebte, wurde hier in den „Zwanzigern“ von den Berlinern bewundert. Geliebt von Zille, gehasst von Goebbels trat sie in den bekanntesten Cabarets und Lokalen auf.
Nach der Teilung Berlins 1961 lag der nördliche Teil der Potsdamer Straße im „Niemandsland“ nahe der Mauer und verlor als Geschäftsstraße an Bedeutung. Anfang der 1980er Jahre befand sich hier, neben Kreuzberg, die Hausbesetzerszene und Friedensdemonstrationen zogen durch die Potsdamer Straße.
Heute ist die „Potse“ wieder eine Hauptverkehrsachse im Herzen der Stadt und von Neuem beliebt bei Künstlern, als Galeriestandort und bei Unternehmen der Kreativwirtschaft.