Auszug - Kitasozialarbeit  

 
 
9. öffentliche Sitzung des Jugendhilfeausschusses
TOP: Ö 5
Gremium: Jugendhilfeausschuss Beschlussart: im Ausschuss abgelehnt
Datum: Di, 24.01.2023 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 19:00 Anlass: ordentliche Sitzung
 
Wortprotokoll

Frau Pallada und Frau Böhning vom Träger Mittelhof e. V. stellen das seit 2021 bestehende Projekt der Kita-Sozialarbeit/Elternberatung an Kitas vor. Das Projekt ist in der Thermometer-Siedlung installiert, in der drei Kitas mit 367 Plätzen betreut werden. Die Finanzierung erfolgte zunächst über die Landesmittel aus dem Programm „Stark trotz Corona“. Nun wird das Projekt aus den zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln des Flexibudgets bezahlt.

 

Ziel ist ein niedrigschwelliges Angebot für Eltern zu haben, die nicht nur in Erziehungsfragen beraten werden, sondern bei vielfältigen Alltagsproblemen Unterstützung anzubieten. Da die Anwesenheit der Fachkraft während der Bring- und Abholzeiten und die Beratung in den Räumen der Kitas stattfindet, ist die Ansprache für Betroffene viel leichter als das Aufsuchen einer Beratungsstelle, zumal Eltern oft nicht wissen, wo sie sich mit ihren Problemen hinwenden können, oder Schwellenängste haben. Es werden tatsächlich Probleme aus den Bereichen Schuldner-, Ehe-, Gesundheitsberatung u. s. w. thematisiert. Hiermit sind die Erzieher*innen der Kitas zeitlich und oft auch inhaltlich überfordert. Frau Böhning berichtet von Fällen, in denen aufgrund der frühzeitig stattgefundenen Beratung und Unterstützung Hilfen eingeleitet oder Therapieplätze gefunden wurden, sodass die betroffenen Familien wieder stabilisiert werden konnten, ohne höherschwellige und somit teurere Hilfen in Anspruch nehmen zu müssen. Im letzten Jahr wurden 70 Familien zum Teil intensiv betreut bzw. 35 % der Kitakinder. Der Evaluationsbericht des Trägers wird dem JHA zur Verfügung gestellt.

 

Da es in den Bereichen Fhe Hilfen und Schulsozialarbeit bereits eine Versorgung gibt, die wirksam ist, sollte die während des Kitabesuches bestehende Lücke an entsprechender Beratung geschlossen werden. Im Bezirk Spandau soll es bereits seit 2008 ein vergleichbares Projekt geben und in einigen Bundesländern wird Kita-Sozialarbeit regelmäßig aus Sozialraumbudgets finanziert. Dabei sollten Sozialpädagogen*innen unabhängig vom Kitasystem organisiert werden.

 

Von Seiten der Fachkräfte des Trägers wird für die Fortsetzung und Ausweitung des Projektes plädiert, dieser Wunsch besteht auch im Jugendamt, es fehlt zurzeit allerdings eine gesicherte und dauerhafte Finanzierung. Hierzu sollte auf Landesebene politisch gewirkt werden.

 

Herr Grawert (FDP) fragt nach dem geschätzten Bedarf an solchen Unterstützungsmaßnahmen. Frau Pallada (Mittelhof e. V.) gibt an, dass der Bedarf nicht auf Brennpunkte wie die Thermometersiedlung reduziert werden darf, sondern überall besteht. Es könnten Modellrechnungen aufgemacht werden.

 

Frau Hunger (Bürgerdeputierte) erkundigt sich nach der Ähnlichkeit zur Schulsozialarbeit und, ob es eine Überschneidung der Aufgaben mit den Familienzentren gibt. Frau Pallada gibt an, dass die Zielgruppe der Schulsozialarbeit die Schüler sind, während bei der Kita-Sozialarbeit die Eltern im Fokus stehen. Frau Böhning ergänzt, dassr Eltern dieses Angebot, im Vergleich zum Familienzentrum, noch niedrigschwelliger ist.

 

Frau Dr. Seel (KJGD)chte wissen, ob derartige Hilfen auch in anderen Berliner Bezirken angeboten werden. Frau Böhning bestätigt dies mit dem Hinweis, dass es hierzu unterschiedliche Modelle mit unterschiedlichen Finanzierungsarten gibt. In Berlin sollen inzwischen 40 Personen auf diesem Gebiet tätig sein.

 

Herr Lücke (CDU) hinterfragt, ob es sich bei der Kita-Sozialarbeit eventuell nur um eine Verlagerung der Arbeit auf eine andere Stelle handelt oder tatsächlich eine frühzeitigere Erkennung der Probleme stattfindet. Frau Böhning geht davon aus, dass Probleme mithilfe der Kita-Sozialarbeit früher erkannt werden können.

 

Frau Zier (Bürgerdeputierte) interessiert sich für die eventuell auf Landesebene bestehenden Pläne zu diesem Thema. Herr Gulitz gibt an, dass zumindest Bestrebungen vorhanden sind und die Berliner Jugendamtsleitungen zusammen mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie hierzu bereits im Gespräch sind.

 
 

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