Auszug - Grundbildung im Bezirk/Alphabündnis (Vortrag mit anschließender kurzer Aussprache)  

Als Gäste des Ausschusses sind Timm Lehmann (Leiter des Mehrgenerationenhauses Phoenix–Mittelhof e.V.), Dietrich Eckardt (Grund- und Alphabetisierungspädagoge, Freier Mitarbeiter im Mehrgenerationenhaus Phoenix für die „Lese- und Schreibwerkstatt für Ungeübte“) sowie Anneke Krueger (Programmbereichsleiterin Grundbildung der Victor-Gollanz-Volkshochschule) eingeladen. Nachfolgend halten Herr Lehmann und Herr Eckardt, zusammen mit Frau Krueger, einen Vortrag zum Alphabetisierungsprojekt „Alpha-Bündnis“ im Bezirk, das mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert wird. Kooperationspartner des Mehrgenerationenhauses Phoenix zur Umsetzung des Alpha-Bündnisses im Bezirk Steglitz-Zehlendorf ist die Victor-Gollancz-Volkshochschule. Alle anwesenden Ausschussmitglieder erhalten ein ausgedrucktes Manuskript des Vortrages, welches den Vortrag inhaltlich zusammenfasst und dem Protokoll angehängt wird (siehe Anlage).

Zentrales Thema ist die Schwierigkeit, Menschen mit Defiziten beim Lesen und Schreiben zu erreichen. Betroffen sind der LEO-Studie (Level-One-Studie, Studie zu Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten von Erwachsenen) von 2018 zufolge deutschlandweit 6,2 Mio. Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren. Das entspricht einem prozentualen Anteil von 12,1 %. Heruntergebrochen auf Steglitz-Zehlendorf müsste man auf der Basis von 12,1 % von 21.300 betroffenen Personen ausgehen. Aufgrund der Bevölkerungsstruktur wird man von einem geringeren Anteil ausgehen können. Angenommen, nur 3 % seien im Bezirk betroffen, wären es immer noch 5.300 Personen. In Berlin haben aktuell fast alle Berliner Bezirke ein Alpha-Bündnis eingerichtet, bis auf Charlottenburg-Wilmersdorf und Steglitz-Zehlendorf. Das aktivste Alpha-Bündnis existiert derzeit in Neukölln. Die Initiatoren des Alpha-Bündnisses Steglitz-Zehlendorf arbeiten mit einer Reihe von Kooperationspartnern (Multiplikatoren) zusammen, z.B. Jobcenter Steglitz-Zehlendorf, Diakonisches Werk oder Stadtteilzentrum Steglitz. Den Vorträgen folgt eine Aussprache zum Themenkomplex Alphabetisierung. Dabei wird kritisiert, dass sich das Projekt nur an Menschen bis 64 Jahren richtet, nicht aber darüber hinaus (Prinzip des „Lebenslangen Lernens“, auch angesichts der bezirklichen Altersstruktur). Außerdem wird angemerkt, man dürfe den Betroffenen nicht das Gefühl geben, Bittsteller zu sein, sondern ernstgenommen zu werden (Anrecht statt Almosen). In der Öffentlichkeitsarbeit will man künftig auch vermehrt auf das Medium Radio setzen, da Betroffene über die Printmedien nicht erreicht werden können.

Die SPD-Fraktion bringt spontan einen Ausschussantrag zum Alpha-Bündnis ein und wünscht einen überparteilichen Ansatz. Unterschiedliche Auffassungen zur Formulierung werden im Austausch beigelegt.

Die Fraktionen einigen sich auf folgenden Antragstext:

„Die Bezirksverordnetenversammlung begrüßt die bisherigen Maßnahmen des Bezirksamtes zur Bildung eines sogenannten Alpha-Bündnisses. Das Bezirksamt wird ersucht, diese Maßnahmen weiterhin voranzutreiben. Die Bezirksverordnetenversammlung bekennt sich nachdrücklich zu diesem Vorhaben“.

Der Beschluss des Ausschussantrags erfolgt einstimmig.