Auf den ersten Blick ist das Logo der Blaskapelle aus dem oberbayerischen Bad Endorf schon irritierend: Einen gefüllten Maßkrug sicher zwischen den Flügeln geborgen, fliegt ein Storch durch die Gegend, einen Säugling samt Blechblasinstrument im Schnabel … Dahinter steht ein Brauch, der im südlichen Oberbayern beheimatet ist: Sobald ein neuer Erdenbürger das Licht der Welt erblickt, begießt der Kindsvater das freudige Ereignis mit Freunden und reichlich Gerstensaft. „Auf den muss das neugeborene Kind dann noch ungefähr 15 Jahre warten“, scherzt Michi Weiß, der Kapellmeister der „Kindsbiermusi“. Und auf die Frage, warum sich die Blechbläsertruppe vom Chiemsee ausgerechnet diesen erklärungsbedürftigen Namen gegeben hat, liefert er die Antwort gleich dazu: „Wir waren bei einem Kindsbier zum Aufspielen eingeladen, hatten damals aber noch keinen Namen. Also haben wir den Anlass einfach zum Namen gemacht und ihn behalten“. Bier macht erfinderisch, und der Name war – wie passend – geboren!
Immer wenn in Berlin Grüne Woche ist, wimmelt es überall in der Stadt von lederbehosten Trachtlern – mit Adlerflaum oder Gamsbart auf dem Hut und „Haferlschuhen“ an den Füßen. Die Chiemgauer Kindsbiermusikanten machten da keine Ausnahme: Samt ihren Instrumenten haben sie sich am 24. Januar 2024 im Bürgertreffpunkt Bahnhof Lichterfelde West eingefunden, um den Gästen der beliebten Seniorenfreizeitstätte zünftig aufzuspielen. Bei einer musikalischen Reise durch bayerische Kultur und Lebensart wechselten sich Blasmusik-Ohrwürmer, Landler und Polkas mit hintersinnigen Anekdoten und bayerisch-deftig gewürzten Witzen ab. Eingeladen hatte der Förderverein Bürgertreffpunkt Bahnhof Lichterfelde West e.V. , dem es dank seines unermüdlichen Engagements immer wieder gelingt, dem guten Ruf des Bürgertreffpunkts als „Kulturbahnhof“ gerecht zu werden.
„Nicht alle Trachtler können schuhplatteln“, räumte der Kapellmeister mit einem nördlich des Weißwurstäquators verbreiteten Klischee auf … Um dann gleich zwei Kindsbier-Musikanten auf den Tanzboden zu bitten und sie „platteln“ zu lassen. Mit Johannes Thusbaß aus der im Landkreis Rosenheim gelegenen 3000-Seelen-Gemeinde Prutting war sogar ein leibhaftiger Bürgermeister darunter. Der plattelnde Rathauschef wirkte ansteckend auf das Publikum: Am Schluss der Veranstaltung war die Tanzfläche mit mehreren tanzenden Paaren gut gefüllt.