Friedhof In den Kisseln: Geschichte

mit Wein bewachsenes Mausoleum, Friedhof in den Kisseln
Waldkauz Friedhof in den Kisseln

Geschichte

Der Waldfriedhof In den Kisseln wurde am 17. November 1886 als erster städtischer Friedhof Spandaus mit einem Totengräbergehöft (heutiges Verwaltungsgebäude) und einer Rede- und Leichenhalle eröffnet.
Die Friedhofsmauer verlief direkt am Verwaltungsgebäude entlang.

Der Name wurde abgeleitet von den vorhandenen „Küsseln“ – mit Kiefern bewachsene Sanddünen. Eine andere liebevolle Bezeichnung lautet „In den Kuscheln“ – so wurde damals der vorhandene Kleinholzbestand genannt.

In der damals eigenständigen Stadt Spandau wurde ein neuer Platz für Begräbnisse benötigt. Diese waren zuvor ausschließlich auf mehreren kleinen Friedhöfen der Stadt vorgenommen worden. Hierzu mussten die Leichenzüge durch die Hauptstraßen von Spandau ziehen.

Feierhalle Ansicht im Morgenlicht Friedhof in den Kisseln

Aus hygienischen Gründen bestimmte die Polizei 1866, dass Leichen auf dem kürzesten Weg zur Begräbnisstätte gelangen sollten. Da der Friedhof In den Kisseln weit von der Stadt Spandau entfernt lag, wurden dadurch die Leichenzüge durch die Stadt vermieden.

Trotz des reichhaltigen Waldbestandes war die Anlage ursprünglich nicht explizit als Waldfriedhof geplant worden.
Aus finanziellen Gründen wurde die landschaftliche Gestaltung weitgehend außer Acht gelassen.
Einige der Kiefern mussten jedoch abgeholzt werden, um Flächen für Grabfelder erschließen zu können.

Die erste Erdbestattung fand am 17.11.1886 statt – an diesem Tag wurde der Arbeiter einer Waffenfabrik, Christian Maass, beerdigt. Die erste Urnenbeisetzung hingegen erfolgte erst am 10.05.1911.

In den nachfolgenden Jahren wurden die alten Spandauer Kirchhöfe allesamt für Bestattungen geschlossen.

Grabmal Friedhof in den Kisseln Abteilung A

Da es sich bei dem Friedhof In den Kisseln um einen kommunalen Friedhof handelte, durfte dort jeder unabhängig von der Konfession beigesetzt werden.

Trotz des regen Betriebs ergaben sich anfangs Schwierigkeiten in der Erschließung des Friedhofs. Die Zufahrtswege waren lange Zeit nicht einmal befestigt, und erst seit 1928 bestand eine regelmäßige Busverbindung zwischen dem Spandauer Ortskern und dem Friedhof.

Bis 1909 führte Robert Bergemann den Friedhof In den Kisseln in Eigenregie. Er war aber mit einem Pflichtvertrag an die Stadt Spandau gebunden. Am 01.04.1919 übernahm die Stadt Spandau dann offiziell die Friedhofsverwaltung.

Im Jahr 1886 betrug die Größe des Waldfriedhofs 5,2 ha. Die ersten Umgestaltungen und Erweiterungen fanden zwischen 1913 und 1915 statt.
Im Jahr 1920 wurde der Friedhof auf fast 45 ha vergrößert. Bis 1957 wurde der Friedhof mehrmals erweitert und erst im Jahr 1972 waren alle Bauarbeiten abgeschlossen, sodass er heute ca. 62 ha misst.

Denkmal Loebelfeld Friedhof in den Kisseln

Die erste Beisetzung auf dem Bürgermeisterfeld fand im Jahr 1936 statt. Seitdem finden dort Spandauer Bürgermeister und Stadtälteste ihre letzte Ruhe.
Insgesamt befinden sich 18 Ehrengrabstätten des Landes Berlin auf diesem Friedhof.

In der Abteilung 31 des Friedhofs wurde das sog. Loebelfeld geschaffen. Dort ruhen die Opfer einer schweren Brandkatastrophe in einer Spandauer Gaststätte.

In den 60er und 70er Jahren gab es eine Belegungsknappheit auf dem Friedhof, sodass viele Grünbereiche als Bestattungsflächen verwendet wurden. Diese war unter Anderem auf eine Grippeepidemie zurück zu führen. Die außerplanmäßig entstandenen Stellen wurden durch Buchstaben hinter der Nummerierung kenntlich gemacht.

Um den Friedhof In den Kisseln zu entlasten, begannen 1969 die Planungen für den neuen Friedhof Spandau Süd an der Potsdamer Chaussee in Gatow, den heutigen Landschaftsfriedhof Gatow.

Bepflanzte Grabstellen am Rande eines Weges

1977 wurde die erste anonyme Urnenabteilung (Abt. 124) auf dem Friedhof In den Kisseln eröffnet.

Auf dem Friedhof findet man viele Denkmäler.

Die sogenannten Gitter-Grabstellen hatten eine große Bedeutung für den Zweiten Weltkrieg. Zu dieser Zeit wurde ein Großteil der Gitter abgebaut und für die Aufrüstung weiterverwertet. Diese Grabanlagen bestehen in ihrem Restbestand bis heute und sind symbolisch für die Geschichte des Friedhofs.

Ansicht des Zimmermann Mausoleums Friedhof in den Kisseln

Besonders die 16 Kriegsehrenfelder prägen das Erscheinungsbild des Friedhofs.
Andere besondere Grabanlagen sind die Erbbegräbnisstellen an der alten Friedhofsmauer und drei Mausoleen.

Die würdige Urnenübergabe bei Urnenbeisetzungen ohne Feierhallenbenutzung findet in einem extra hierfür hergerichteten Mausoleum statt.