In seinem „Lehrbuch der schönen Gartenkunst“ (Ausgabe 1873) benennt Gustav Meyer u. a. als Gründe für die Anlage von „gartenähnlichen … Plätzen … und Volksgärten durch staatliche und kommunale Behörden“, dass sie „für die Gesundheitspflege … ein Bedürfnis und ein Mittel für die sittliche und ästhetische Erziehung des Volkes sind“.
Im Volkspark Friedrichshain wurden offenbar beide Zwecke in besonderer Weise verfolgt. Das galt nicht nur für die gartenkünstlerischen Anlagen, sondern auch bei der Errichtung von Denkmalen und Skulpturen. Etliche einst hier aufgestellte Plastiken wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört oder gingen verloren.
„Die Plastik ist eine Freilichtkunst. Sie braucht Tageslicht, Sonnenlicht und mir scheint die Natur als ihr bester Hintergrund und ihre beste Ergänzung. Manche Plastiken stehen am besten auf einer Rasenfläche oder neben einem Teich, andere erzielen große Wirkung mit dem Rhythmus von Bäumen als Hintergrund.“ (Henry Moore)
„Diese … Grundhaltung zur Aufstellung von Plastik im Freien zieht sich im Wandel des Zeitgeschmacks durch die gesamte Kunstgeschichte. Plastik im Freiraum bedeutete damals und heute Anlehnung an Architekturräume gesellschaftlicher als auch landschaftlicher Art. Das Nutzen von vorhandenen Garten- und Parkräumen in unseren Städten für Ausstellungen von Bildhauerarbeiten ist insbesondere nach dem 2.Weltkrieg in vielen europäischen Städten auf unterschiedliche Weise praktiziert worden. Als vorbildliche Bestrebung in dieser Richtung sei z.B. Middelheim/Antwerpen in Belgien genannt. Aus ersten Ankäufen entstand dort eine heute als wegweisend zu bezeichnende Sammlung in einer alten, klassischen Parkanlage. Ähnliche Beispiele lassen sich aus Holland, Frankreich und Italien aufzählen. Grundgedanke dieser Sammlungen war die Darstellung der Emanzipation der Plastik von der Architektur in der Landschaft und daraus entstehend eine eigenständige, unterschiedlichste Formensprachen wiedergebende Kunstform der Bildhauerei im 20. Jahrhundert. Die Plastik wurde wieder zum Bindeglied von Mensch und Natur im Landschaftsraum.“ (Peter Kern, Bildhauer und Mentor der Sammlung, 1998)
Diese Idee lag auch der Ausstellung „Plastik und Blumen“ im Treptower Park zugrunde, die von 1957 bis 1988 alle zwei Jahre stattfand. Der Verband Bildender Künstler der DDR stellte dort Plastiken namhafter Künstler und von Nachwuchskünstlern in gärtnerisch gestalteten Anlagen am Spreeufer aus. Einige der dort gezeigten Kunstwerke wurden auf Initiative Friedrichshainer Künstler vom Bezirk für eine dauerhafte Präsentation im Volkspark Friedrichshain erworben. „Sie sollte(n) im Park sinnliche Ruheräume schaffen und für Berlin eine Bereicherung städtisch-kulturellen Lebens darstellen.“ (P. Kern)
Der Parkbereich zwischen Landsberger Allee und kleinem Teich bietet beste Voraussetzungen für eine Skulpturensammlung, eine „gute optische Wirkung durch vielfältige Geländegliederung“, die Lage an einem Gewässer sowie „günstige Lichtverhältnisse durch die Neigung des Geländes nach Südwesten“ (P. Kern).
Anlässlich des 150-jährigen Volkspark-Jubiläums 1998 wurden einige Kunstwerke rund um den Kleinen Teich aufgestellt, z.B. von Rolf Biebl, Wieland Förster, Friedrich Bernhard Henkel, Peter Kern und Werner Stötzer. Die Sammlung wurde jährlich erweitert und umfasst vorrangig Werke zeitgenössischer Berliner Bildhauer, die auch in internationalen Ausstellungen gezeigt wurden. Einige Kunstwerke im Park waren in den 2000er-Jahren von Diebstahl und Vandalismus betroffen. Deshalb wurden etliche Plastiken auf dem Gärtner-Werkhof, gegenüber vom Freiluftkino, vor weiterer Beschädigung sichergestellt. Derzeit sind sie nur während der Betriebszeit des Werkhofes zugänglich. Zukünftig sollten sie jedoch wieder in die Naturkulisse im Park zurückkehren.
Weitere Kunstwerke im Volkspark Friedrichshain und im Berliner Stadtgebiet sind finden auf der Seite der Bildhauerei in Berlin.
Übersicht der im Volkspark Friedrichshain aufgestellten Skulpturen
Volkspark, Skulpturensammlung am Kleinen Teich- Wieland Förster: „Große Stehende auf einem Bein“, 1968/70, Bronze**
- Peter Kern: „ Begegnung“, 1977/80, Sandstein
- Rolf Biebl: „o.T.“ 1989, Bronze*
- Peter Kern: „Bedrohte“, 1982, Bronze
- Werner Stötzer: „Sitzende mit aufgestütztem Arm“, 1967, Bronze*
- Friedrich B. Henkel: „Große metamorphe Landschaftsfigur“, 1994, Bronze*
- Hans Kies: „Roter Matrose“, 1960, Bronze
- Hans Kies: „Speerwerfer“, 1967, Bronze
- Birgit Horota: „Turnübung“, 1977, Bronze,**
- Karl Lemke: „Schwimmerin“, ca. 1952, Bronze,**
- Edmund Gormansky: „Mutter mit Kind“, 1898, Marmor
- Christian Daniel Rauch: „Friedrich II.“, (Nachguss), 1848/1999, Bronze, Säule Marmor
- Sandstein mit Ornamenten, unbekannt,
- Sandstein mit Ornamenten, unbekannt
- „Bär“, Holz
- Windspiel, Metall
- Achim Kühn,“Wasserglocke“,1974, Metall
*) z.Zt. nicht im Park ausgestellt / **) z.Zt. im Gärtner-Werkhof aufgestellt