Blickt man von der Danziger Straße auf den Friedrichshain, ermöglicht die unbebaute Werneuchener Wiese eine weite Sicht auf das Panorama des Volksparks mit seinen beiden Erhebungen. Bis ins 19. Jahrhundert gehörte sie zur nördlichen Berliner Feldmark. Seit den 1960er Jahren wird sie so genannt – nach der Werneuchener Straße (heute Margarete-Sommer-Straße), die das Gebiet zum Friedrichshain hin begrenzt.
Auf Anregung des Berliner Oberbürgermeisters Johann Stephan Gottfried Büsching und von Peter Joseph Lenné entstand nach Plänen Johann Heinrich Gustav Meyers Mitte des 19. Jahrhunderts dieser Volkspark. Mit der sich verstärkenden Bodenspekulation wurden hier um 1895 erste Wohnhäuser errichtet. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Friedrichshain entstand ab 1900 ein repräsentatives Wohnviertel mit ca. 1.500 Wohnungen.
Zerstörung und viele Pläne
In den letzten Tagen des 2. Weltkrieges wurden vom 26. bis 30. April 1945 fast alle Häuser an der Kniprodestraße von der SS in Brand gesetzt oder gesprengt – für ein freies Schussfeld von den Flakbunkern im Hain gegen die heranrückende Rote Armee. Zeitzeugen berichteten, dass Einwohner gezwungen wurden, umgehend ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen. Viele verloren dadurch all ihr Hab und Gut.
Riesige Trümmerberge waren nach 1945 zu beseitigen. Lange Zeit war die Werneuchener Wiese Umschlagplatz für den Transport von Trümmern zum Verfüllen der gesprengten Flakbunker im Volkspark. Die so entstandenen Berge tauften die Berliner „Mont Klamott“. Im NAW (Nationales Aufbauwerk) halfen Anwohner bei der Beseitigung der Ruinen und bargen dabei weiterverwendbare Ziegel.
In den 1950er Jahren entstanden hier ein unterirdischer Schießstand und am Rande des „Neuen Hains“ ein Fallschirmsprungturm. Für den geplanten, aber nicht realisierten Bau eines Fernsehturms auf der Werneuchener Wiese wurden 1960 die wenigen 1945 nicht zerstörten Gebäudeteile abgerissen. Seitdem diente die Fläche u.a. zur Bewegung im Freien, zum Drachensteigen und als Hundeauslauffläche. Daneben war sie zeitweilig Festplatz für Großveranstaltungen oder Zirkusgastspiele, auch für die jährlichen Pressefeste des „Neuen Deutschland“ im Friedrichshain. Ende der 1980er Jahre gab es Pläne zum Bau eines „Hauses der Jugend“. Nach Aushub der Baugrube wurde das Vorhaben wegen überhöhter Kosten erst verschoben und mit den gesellschaftlichen Veränderungen 1989/1990 schließlich obsolet.
Grüne Perspektive
Auf Initiative Prof. Erhard Mahlers, letzter Berliner Stadtgartendirektor, entstand in den 1990er Jahren auf einem Teil der Wiese entlang der Virchowstraße ein Gedenkort für die beiden Vertreter des Volksparkgedankens Lenné und Meyer. 1995 wurden hier die Meyer-Eiche und zwei Jahre später die Lenné-Eiche gepflanzt.