Berlin wächst – und das seit Anfang 2011 mit besonderer Dynamik. Die Stadt ist attraktiv für Zuwanderungen aus dem In- und Ausland. Der Wanderungsgewinn bewegte sich 2016 im sechsten Jahr in Folge auf einem Niveau von über 40.000 Einwohnern jährlich. Zudem steigt die Lebenserwartung und auch die Anzahl an Kindern nimmt wieder zu. Ziel für den Bezirk Mitte ist es, auch in Zukunft für alle Einkommensgruppen zugänglich zu bleiben. Darum muss das Wohnungsangebot durch Neubau in ganz Berlin, aber natürlich auch in Mitte massiv ausgeweitet werden.
Die vergangene Entwicklung zeigt, dass der Bezirk Mitte einer der wachstumsstärksten Berliner Bezirke ist. Die Bevölkerung ist hier von 2011 bis Ende 2016 um rund 50.000 Einwohner gewachsen. Für den Zeitraum von 2015 bis 2030 wird eine weitere Zunahme um 24.000 Einwohner prognostiziert. Der Wohnungsleerstand hat sich in den letzten Jahren vollständig abgebaut und der Bezirk steht vor der Herausforderung kontinuierlich neuen Wohnraum zu schaffen. Mitte hat zudem mit rund 9.300 Einwohnern pro km² die zweithöchste Bevölkerungsdichte berlinweit. In dem wachsenden Bezirk gilt es deshalb, eine Balance zwischen Bauland sowie dem Erhalt und der Qualifizierung von Grünflächen zu finden. Gleichzeitig erleben wir zunehmende Schwierigkeiten, Wohnraum für besondere Bedarfsgruppen – Alleinerziehende, Studierende, sozial betreute Haushalte, Flüchtlingshaushalte, Obdachlose – zur Verfügung zu stellen. Auf lange Sicht können wir diesen Bedarfsgruppen nur durch Ausweitung des Wohnungsbestandes im öffentlichen Eigentum Wohnraum zur Verfügung stellen – die soziale Frage wird zunehmend zu einer Frage der Stadtentwicklung.
Die Zahlen für Wohnungsneubau ziehen an
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen kalkuliert im neuen „Stadtentwicklungsplan Wohnen 2030“ den Neubaubedarf in Berlin bis 2030 auf rund 194.000 Wohnungen. In den nächsten Jahren sollen daher berlinweit 20.000 Wohnungen pro Jahr gebaut werden. Die Zahlen der Baufertigstellungen steigen bereits. Im Jahr 2014 wurden in Berlin etwa rund 8.700 Wohnungen fertiggestellt, 2016 waren es bereits über 13.500 Wohnungen. Auch im Bezirk Mitte wurden von 2006 bis 2015 rund 5.000 neue Wohnungen mit insgesamt 364.000 m² Wohnfläche neu gebaut. Ähnlich wie in der Gesamtstadt sind hier die Baufertigstellungen in den letzten Jahren stark angestiegen. Es werden mittlerweile deutlich mehr Wohneinheiten als in den Vorjahren genehmigt und fertiggestellt (s. Abb.: Übersicht für den Bezirk Berlin-Mitte).
Der Bezirk hat sich das Ziel gesetzt, zügig Baurecht zu schaffen und die Genehmigungs- und Fertigstellungszahlen zu erhöhen. Entsprechend ist die Anzahl der Baugenehmigungen für Wohnungen in Mitte von ca. 150 im Jahr 2010 auf über 3.700 im Jahr 2016 gestiegen. Mit Hilfe der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften wird zudem mehr Mietwohnungsbau für kleine und mittlere Einkommen realisiert. Der Bedarf an neuen Wohnungen kann insgesamt nur gedeckt werden, wenn der privat finanzierte Wohnungsbau und der Wohnungsbau von Genossenschaften auf hohem Niveau weiter läuft. Durch städtebauliche Verträge werden bei privaten Investoren wichtige Akzente für eine sozialgerechte Bodennutzung gesetzt. Seit 2014 steht den Bezirken mit dem „Berliner Modell der kooperativen Baulandentwicklung“ ein Instrument zur Verfügung, welches beim Abschluss städtebaulicher Verträge in Zusammenhang mit neuen Wohnungsbauvorhaben nicht nur das Vorgehen vereinheitlichen und transparenter gestalten soll, sondern auch zum Ziel hat, den Wohnungsneubau zu beschleunigen.
Neue Grünflächen für den Bezirk Mitte
Insbesondere in der wachsenden Stadt ist es Aufgabe einer verantwortungsvollen Stadtentwicklung, nicht nur Bauflächen auszuweisen, sondern auch neue Grünflächen zu schaffen und alte aufzuwerten. Deshalb hat der Bezirk Mitte in den letzten Jahren eine beachtliche Zahl neuer Freiflächen hergestellt. Hinter dem Standort des Bundesnachrichtendienstes entstand etwa der neue Panke-Grünzug. Im Wedding werden gegenwärtig der Leopoldplatz und das Rathausumfeld neugestaltet. Zeitnah wird der Max-Josef-Metzger Platz erneuert werden – der kleine Tiergarten in Moabit wurde bereits wiederbelebt. Das Plätzeprogramm der Stadtentwicklungsverwaltung, die Förderprogramme des Landes Berlin wie beispielsweise das Aktive-Zentren-Programm sowie nicht zuletzt private Investitionen schaffen den Rahmen zur Neugestaltung dieser Freiflächen.
Ergänzende Instrumente der Stadtentwicklung
Mit Hilfe der Instrumente und Förderprogramme des besonderen Städtebaurechts steuert der Bezirk Mitte die Stadtentwicklung. In Sanierungsgebieten werden Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, um städtebauliche Missstände zu beheben. Das Instrument städtebaulicher Denkmalschutz hingegen verbindet die Ziele der Stadtentwicklung mit denen des Denkmalschutzes: Die Fördermittel werden für Gesamtmaßnahmen in historisch wertvollen Stadtquartieren eingesetzt, die in ihrer baulichen Eigenart erhalten und zukunftsorientiert weiterentwickelt werden. Mit dem Förderprogramm Stadtumbau West wollen die Bundesregierung und das Land Berlin hingegen nachteiligen Folgen des wirtschaftlichen und demografischen Wandels entgegenwirken. Das Fördergebiet Tiergarten-Nordring/Heidestraße im Bezirk Mitte hat aufgrund seiner zentralen Lage ein großes Potenzial zur Entwicklung als Arbeits- und Wohnort. Die vom neuen Hauptbahnhof ausgehenden Impulse sollen mit Projekten des Stadtumbaus unterstützt und die teilungsbedingten Brüche im Stadtraum überwunden werden. Der nördliche Bereich Moabits am Ring soll als Industrie- und Gewerbestandorte gesichert und weiterentwickelt werden.
Ein Faltblatt als Information
Dieser Faltplan zeigt den aktuellen städtebaulichen Rahmenplan sowie aktuelle, ausgewählte Wohnungsbau- und Freiflächenprojekte im Bezirk Mitte, die bereits fertiggestellt, im Bau oder geplant sind. Zudem wird die erste Grundschule abgebildet, die im Rahmen des Modellvorhabens zur Beschleunigung von Schulneubauten errichtet wird. Diese Schule wird unter anderem zur Deckung des Bedarfs an Grundschulplätzen benötigt, die sich aus den städtebaulichen Verträgen der Bebauung entlang der Heidestraße ergeben. Die dargestellten Projekte verteilen sich über den gesamten Bezirk und bieten Wohn- und Freiräume für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen. Der Wohnungsneubau ist dabei äußerste vielfältig: ob Baulückenschließung im Gründerzeitbestand, Umnutzungen von bestehenden Gebäuden zu Wohnungen bis hin zu großen Quartiersentwicklungen auf ehemaligen Brachflächen.
Ephraim Gothe
Stadtrat für Stadtentwicklung, Soziales und Gesundheit