Here at last
Bild: Sara Lühmann
Ich habe es geschafft. Trotz widriger Bedingungen bin ich gestern Abend um 23 Uhr (local time) in meiner Unterkunft in Shepherd’s Bush angekommen – 12 Stunden, nachdem ich in Friedrichshain das Haus verlassen habe. Die Anreise wurde mir nicht gerade leicht gemacht. Erst fielen am Ostkreuz alle Regionalbahnen zum Flughafen aus. Dann war das Flugzeug, das mich nach Gatwick bringen sollte, kaputt. Sechs Stunden Warterei im Abflugbereich des Flughafens Schoenefelds wünscht man wirklich nicht mal seinen schlimmsten Feind. Immerhin konnte mir jemand ein Ladekabel für mein Handy leihen. Sonst wäre ich wohl immer noch nicht angekommen, weil ich mit leerem Akku niemals meine Unterkunft gefunden hätte.
Heute Morgen habe ich um 10 Uhr meinen Dienst begonnen. Nachdem mich am Donnerstag beim Mittagessen diverse Kolleginnen nochmal komplett wuschig gemacht haben, was Business Outfits in London betrifft, habe ich mich zur Feier des Tages noch seriöser und schicker angezogen als im Friedrichshain-Kreuzberger Alltag. Das wäre wohl nicht nötig gewesen. Der Großteil meiner Kolleg*innen hier ist auch eher leger gekleidet (ein Kollege hatte tatsächlich Doc Martens an) – und ich habe meine schicki-micki Businesskleider umsonst in den Koffer gesteckt.
Die Town Hall in Hammersmith besteht aus einem sehr hässlichen 60er Jahre-Neubau und einem etwas schöneren Backsteingebaeude, in dem das Kommunikationsteam sitzt. Ich habe gleich meinen Mitarbeiterausweis erhalten, den ich hier auch brauche, weil viele Bereiche gesichert sind und sich die Tueren nur mit den Karten öffnen lassen. Das ist komplett anders als bei uns im Friedrichshainer Rathaus, in dem alle Büros und Bereiche für die Bürger*innen zugänglich sind und sich regelmäßig Menschen in mein Büro verirren, die ein Anliegen haben, bei dem ich ihnen nicht helfen kann. Diejenigen, die zur Vaterschaftsanerkennung wollen, erkenne ich inzwischen sofort und weiß genau, wo ich sie hinschicken muss. Bei anderen Fragestellungen bin ich weniger firm.
Das Kommunikationsteam sitzt hier in einem Grossraumbuero und ist so groß, dass ich Schwierigkeiten habe, mir alle Namen zu merken. Heute waren zwölf Kolleg*innen da. Dazu kommen weitere Mitarbeiter*innen, die heute im Home Office oder im Urlaub waren. Eine beeindruckende Teamgröße im Vergleich zu unserer Pressestelle, die aus zwei Mitarbeiterinnen besteht. Zum Team gehören hier auch Grafiker und ein Videospezialist, da der Kommunikationsbereich künftig mehr Bewegtbilder für die Online- und Social-Media-Kommunikation produzieren möchte. Gleich neben dem Büro gibt es eine Druckerei, in der die Poster und Broschüren für die Council gedruckt werden. Ein vierköpfiges Team kümmert sich um die News-Storys für die Webseite und andere Kanäle.
Dafür wird viel weniger klassische Pressearbeit gemacht als bei uns im Bezirk. Das Telefon hat hier den ganzen Tag quasi kaum geklingelt, weswegen ich irgendwann gegen Mittag gefragt habe, wo denn die Anrufe der Presse Anfragen blieben. Es stellte sich heraus, dass die Kolleg*innen hier nur weniger als halb so viele Anfragen erhalten wie wir. Es gibt einfach keine lokalen Medien mehr. Deshalb ist es für die Council so wichtig eigene Inhalte zu produzieren und sich direkt an die Einwohner*innen zu wenden.