Es ist also nicht mehr festzustellen, was mit der Wohnungseinrichtung, die es auf jeden Fall gegeben haben muss, und möglichen anderen Vermögenswerten geschah. Sollten sich Vermieter, Nachbarn, die Gestapo oder wer auch immer bereits 1942 bei der Ausweisung der Friedensteins aus ihrer Wohnung „bedient“ haben? Vieles ist vorstellbar, derzeit aber nichts zu belegen.
Aber die BEWAG hat am 15. Februar 1943 – also nach der Deportation des Ehepaares Friedenstein – korrekt angezeigt, dass „der frühere Abnehmer“ Else Sara Friedenstein 7,49 Mark zu viel an Stromkosten gezahlt hatte und diese am 4. Mai 1943 an die Oberfinanzkasse überwiesen.
Gustav wurde am 26.01.1943 mit dem sogenannten „82. Alterstransport“ mit weiteren 99 jüdischen Berlinerinnen und Berlinern nach Theresienstadt deportiert. Von den 100 Personen, die vom Anhalter Bahnhof aus deportiert wurden, haben 81 nicht überlebt. Gustav Friedenstein wurde am 18. März 1943 ermordet.
Else Friedenstein wurde am 12.01.1943 mit dem sogenanntn „26. Osttransport“ zusammen mit 1195 weiteren Personen vom Güterbahnhof Moabit in der Putlitzstraße nach Auschwitz deportiert, ihr Todesdatum ist unbekannt. Vermutlich wurde sie unmittelbar nach Ankunft in der Gaskammer ermordet.
Gustav Friedenstein wurde 71 Jahre, seine Frau Else 66 Jahre alt.
Laut der „Familiendatenbank Juden im Deutschen Reich“ hatte Gustav zwei Brüder, Hermann und Ernst, Else hatte demnach keine Geschwister. Die Datenbank von Yad Vashem weist aber unter den Namen Friedenstein und Heilborn zahlreiche Ermordete aus, die aufgrund der Geburtsjahre und mit Bezug zu den Geburtsorten Berlin und Breslau nahe Verwandte sein könnten: Geschwister, Schwägerin oder Schwager, Cousine oder Cousin. Offensichtlich ist eine weit verzweigte Familie ausgelöscht worden.
Recherche und Text: Brigitte Deja
Quellen:
- Minderheiten-Volkszählung vom 17.5.1939
- Berliner Adressbücher
- Akte Nr. Rep. 36A II, Nr. 10198 des Oberfinanzpräsidenten Berlin im Brandenburgischen Landeshauptarchiv, Potsdam-Golm
- Opferdatenbank Yad Vashem
- Gedenkbuch: Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945, Bundesarchiv
- Familiendatenbank Juden im Deutschen Reich, Verein für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e.V.
- Meldeblätter der Häuser Wilmersdorfer Straße 22 und 28, Archiv des Museums Charlottenburg-Wilmersdorf Villa Oppenheim