Stolpersteine Delbrückstraße 19

Hausansicht Delbrückstr. 19

Hausansicht Delbrückstr. 19

Diese Stolpersteine wurden von der Gemeinschaft der Grunewald-Grundschule am 15. Mai 2014 verlegt. Vorbereitet und geplant wurde das Projekt von Claudia Syll, Lehrerin für evangelische Religion. Zu Gast waren Gemeinderabbiner Yitshak Ehrenberg, Staatssekretärin Hella Dunger-Löper und Bezirksstadträtin Dagmar König. Auch Eltern, Erzieherinnen und Erzieher, der jüdische Kindergarten und Anwohner der Delbrückstraße nahmen an dem Gedenken teil.

Stolperstein Adolf Hanau

Stolperstein Adolf Hanau

HIER WOHNTE
ADOLF HANAU
JG.1878
‘SCHUTZHAFT’ 1938
VERHAFTET 1942
SACHSENHAUSEN
DEPORTIERT 1942
AUSCHWITZ
ERMORDET 25.11.1942

Adolf Hanau wurde am 23. August 1878 in Roden, einem Stadtteil von Saarlautern/Saarlouis (Saarland) geboren. Bei der Volkszählung am 1.5.1939 schrieb er in die Rubrik Familienstand: ledig. Insofern ist nicht eindeutig, ob er mit Else Hanau geb. Mayer verheiratet oder ob er ihr Bruder war.
Auf jeden Fall war Adolf Hanau wohl recht vermögend. Er trug den Ehrentitel „Kommerzienrat“, der nach großzügigen gemeinnützigen Spenden verliehen wurde, und hatte ein 1938 gegründetes Bankgeschäft, das im noblen Vorort Grunewald an der Delbrückstraße 19 und 21 residierte und 1942 liquidiert wurde

Am 19. Februar 1937 rief das Auktionshaus Leo Spik 22 Bilder zur Versteigerung auf, die aus dem Hause Hanau stammten. 2012 wurde in München eine umfangreiche private Kunstsammlung der Familie Gurlitt beschlagnahmt, worunter sich diese Bilder befanden.

Am 27. Mai 1942 wurde Adolf Hanau in das Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht. Von dort wurde er offenbar weiterdeportiert nach Auschwitz. Der 25. November 1942 ist in den dortigen Unterlagen als sein Todestag verzeichnet.

Stolperstein Else Hanau

Stolperstein Else Hanau

HIER WOHNTE
ELSE HANAU
GEB. MAYER
JG. 1885
GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET
FLUCHT IN DEN TOD
2.6.1942

Else Hanau geb. Mayer wurde am 24. Januar 1885 in Chicago geboren. Sie wohnte mit Adolf Hanau, vermutlich ihrem Mann oder Bruder, und Babette Mayer, vermutlich ihrer Mutter, in einer Wohnung in der Delbrückstraße 19, sie sei allerdings „1939 verzogen“, notierte die Meldebehörde.
Am 2. Juni 1942 – eine Woche nach der ersten Deportation Adolf Hanaus nach Sachsenhausen – beging sie Selbstmord.

Stolperstein Babette Mayer

Stolperstein Babette Mayer

HIER WOHNTE
BABETTE MAYER
GEB. KAHN
JG. 1857
DEPORTIERT 27.7.1943
THERESIENSTADT
ERMORDET 2.12.1942

Babette Mayer geb. Kahn (auch als Cohn und Kohn angegeben) wurde am 4. April 1857 in Ottweiler (Bezirk Trier) geboren. Ihr Vater hieß Wilhelm, ihre Mutter Johanna geb. Reichard. Sie wohnte mit Adolf und Else Hanau in einer Grunewald-Villa zusammen. Es ist anzunehmen, dass sie die Mutter von Else Hanau geb. Mayer war.

Zunächst wurde Babette Mayer, die die Deportation von Adolf Hanau am 27. Mai nach Sachsenhausen und den Selbstmord von Else Hanau am 2. Juni miterleben musste, in das ehemalige jüdische Altersheim an der Großen Hamburger Straße 26 gebracht, das von der Gestapo als Sammellager für die zur Deportation vorgesehenen Juden umgerüstet worden war. Am 27. Juli 1942 ist sie von dort mit weiteren 100 Menschen mit der Straßenbahn zum Anhalter Bahnhof und dann ins Ghetto Theresienstadt deportiert worden. Mit ihren 85 Jahren war sie älteste dieses Transports, von denen alle anderen zwischen 60 und 80 Jahre alt waren.
Sie wurde in die „Krankenstube 3“ gelegt, weil sie altersschwach war. Dort hielt sie noch länger als fünf Monate durch. Am 2. Dezember 1942 ist Babette Mayer gestorben, die Ärzte notierten „Altersschwäche“. Ihr Totenschein ist unter http://www2.holocaust.cz/de/document/DOCUMENT.ITI.11869 einsehbar.

Recherchen und Text: Helmut Lölhöffel.
Quellen: Bundesarchiv; Adressbücher; Deportationslisten; Verzeichnis jüdischer Unternehmen in Berlin; Lost Art Internet Database mit Material aus dem Landesarchiv Berlin und dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam.