Stolpersteine Falterweg 11

Hausansicht Falterweg 11

Mitglieder des Siedlervereins Eichkamp e.V., Abiturienten der Wald-Oberschule und Schülerinnen der Rudolf-Steiner-Schule haben 2008 eine Stolperstein-Initiative Eichkamp gegründet und an Recherchen über 31 Eichkamper mitgewirkt, die wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt wurden. Die meisten von ihnen wurden in Konzentrationslagern ermordet. Für 27 von ihnen wurden Stolpersteine verlegt, für drei weitere nicht, weil sich die Nachfahren dagegen aussprachen.

Weitere Informationen zu den Stolpersteinen in Eichkamp finden Sie auf der Website der Siedlung Eichkamp.

Der Stolperstein für Alice Joel wurde am 08.09.2009 verlegt.

Stolperstein für Alice Joel

HIER WOHNTE
ALICE JOEL
GEB. MOLL
JG. 1883
DEPORTIERT 17.11.1941
KOWNO
ERMORDET 25.11.1941

Der Kammergerichtsrat i.R. Dr. Ernst Joel, * 26.05.1874, kaufte noch 1939 mit seiner Frau Alice, *30.09.1883, geb. Moll, das Haus Falterweg 11. Im Nachbarhaus, Nr. 13, wohnte die Schwester von Dr. Ernst Joel. Die Kinder der Joels, Gerhard und Marlene, waren bereits nach Lima/Peru geflüchtet. Kurz nach dem Einzug starb Dr. Ernst Joel 65-jährig am 15.08.1939.

Alice Joel lebte noch einige Zeit dort, bis sie in die Cunostr. 58 (Wilmersdorf) zog. Mit 58 Jahren wurde sie am 17.11.1941 ins Ghetto von Kowno/Litauen deportiert. Dort wurde sie am 25.11.1941 ermordet.
Bis zur ihrer Emigration im Juli 1938 gehörte das Haus dem Schneidermeister Martin Moddel (Fabrikation für Damenmoden in der Neuen Friedrichstraße, Mitte). Er konnte mit seiner Frau Martha und den Kindern Hans und Peter nach Sydney/Australien fliehen.

Text: Stolperstein-Inititative Eichkamp

Stolperstein Dr. Theodor Haubach

HIER WOHNTE
DR. THEODOR
HAUBACH
JG. 1896
IM WIDERSTAND
MEHRMALS VERHAFTET
ZULETZT 1944
HINGERICHTET 23.1.1945
BERLIN-PLÖTZENSEE

Dieser von der SPD Neu-Westend gespendete Stolperstein wurde am 5.3.2013 verlegt.

Der deutsche Journalist, sozialdemokratische Politiker und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus Theodor Haubach wurde am 15. September 1896 in Frankfurt am Main als einziges Kind des Kaufmanns Emil Haubach und seiner Frau Emilie geboren. Schon ein Jahr später starb sein Vater. Seine Mutter zog mit ihm daraufhin nach Darmstadt, wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte.
Am Darmstädter Ludwig-Georgs-Gymnasium lernte er Carlo Mierendorff kennen, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Beide spätere Sozialdemokraten waren auch politische Gefährten im Kampf gegen den Nationalsozialismus.

Haubach meldete sich nach dem Abitur 1914 freiwillig und wurde im Ersten Weltkrieg mehrfach verwundet und hoch dekoriert. Das erlebte Grauen des Krieges machte ihn zu einem glühenden Kämpfer für Frieden und Demokratie, er begann sich zudem für die Sozialdemokratie zu interessieren. 1920 war er als Kommandant aktiv an der bewaffneten Niederschlagung des Kapp-Putsches in Darmstadt beteiligt.

Haubach studierte nach dem Krieg von 1919 bis 1923 Philosophie und Soziologie und promovierte bei Karl Jaspers zum Dr. phil. Der 1920 in die Hamburger SPD eingetretene Haubach arbeitete von 1924 bis 1929 als Journalist beim sozialdemokratischen „Hamburger Echo“, 1927 wurde er Abgeordneter in der Hamburger Bürgerschaft. Haubach erkannt früh, dass die junge Weimarer Demokratie verteidigt werden musste und war 1924 Mitbegründer und führendes Mitglied der demokratischen Vereinigung zum Schutz der Weimarer Republik, dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Haubachs Berliner Jahre begannen als Pressereferent beim Reichsminister des Inneren 1929. Ein Jahr später wurde er Leiter der Pressestelle im Polizeipräsidium Berlin.

Der bekannte, sich wehrhaft für die Demokratie einsetzende und den Nazis verhasste Sozialdemokrat wurde gleich nach 1933 kurz verhaftet und baute nach der Freilassung eine SPD-Untergrundorganisation auf, die im Wesentlichen aus sozialdemokratischen Weggefährten seiner Reichsbanner-Zeiten bestand. Es folgten 1934 fast zwei Jahre Haft, erst im Berliner Konzentrationslager Columbiahaus und dann im KZ Esterwegen. 1939 wurde Haubach erneut verhaftet, ließ sich aber auch diesmal nicht einschüchtern und schloss sich nach der Freilassung auf Vermittlung seines Freundes Mierendorff der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis an. In einer geplanten Übergangsregierung sollte der Sozialdemokrat den Posten des Regierungssprechers übernehmen.

Theodor Haubach wurde am 9. August 1944 nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 in seinem Haus Falterweg 11 im Eichkamp verhaftet und am 15. Januar 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Am 23. Januar 1945 wurde der aufrechte Sozialdemokrat und Widerstandskämpfer Dr. Theodor Haubach von den Nazis durch Erhängen ermordet.

Dr. Theodor Haubach

Dr. Theodor Haubach

Haubach war überzeugt: „Die Grenze der Gewalt liegt nun darin, dass sie zwar die Person des Widerstandes vernichten kann. […] Nicht aber kann bei einer solchen Ausrottung die Erinnerung an das Geschehene selbst vernichtet werden.“ Er behielt recht: Die Nationalsozialisten konnten zwar die Person, nicht aber die Erinnerung an ihn und seinen Einsatz für Frieden, Demokratie und Menschenrechte auslöschen.

In Berlin würdigt ihn die Charlottenburger Haubachstraße, die Theodor-Haubach-Schule trägt seinen Namen, und anlässlich seines 60sten Todestages hat das Bundespresseamt 2005 seinen Briefingsaal nach dem deutschen Widerstandskämpfer benannt. An seinem letzten Wohnsitz erinnert seit dem 5. März 2013 ein im Jahr des 150jährigen Bestehens der SPD verlegter Stolperstein an Dr. Theodor Haubach.

Text: Robert Drewnicki