Eine neue Bleibe fand sie zum Juni 1939 in Wilmersdorf in der Babelsberger Straße 48, im Vorderhaus im 2. Stock bei Ehrlich. In der Wohnung lebten ein älteres Ehepaar, ein jüngeres Ehepaar und sie. „Alle drei Parteien kochen in der Küche Schnellgerichte…“, schrieb sie. Nach einigen Monaten mietete sie in der Münchner Straße 37 ein Zimmer, nahe der Synagoge, wo sie, wie sie schrieb, koscher essen könne. Dort blieb sie zusammen mit mehreren anderen Untermietern bis zur Deportation.
In den Kriegsjahren konnte die Korrespondenz mit ihren Töchtern in Palästina nur über Rote-Kreuz-Briefe aufrechterhalten bleiben. Annas Gedanken und Wünsche richteten sich auf das Wohlergehen der jungen Familien ihrer beiden Töchter.
Mit ihrer Cousine Louisa Bonwitt wurde Anna Aaron am 15. August 1942 nach Riga deportiert. Der Zug startete am Güterbahnhof in Berlin-Moabit mit 1004 Juden. Bis heute ist nicht gewiss, ob sie bereits während der dreitägigen Fahrt in dem überfüllten Waggon, ohne Wasser und Nahrung, starb oder ob sie erst nach der Ankunft des Zuges am 18. August 1942 mit allen anderen Insassen in den Wäldern von Rumbula und Bikernieki bei Riga ermordet wurde.
Aus den letzten Briefen, die sie über das Rote Kreuz an Familie und Freunde schickte, ist zu entnehmen, dass Anna wusste, dass dies ihr letzter Weg sein würde und sie sich deshalb verabschieden wollte. Sie schrieb, dass sie versuchen wolle, auf ihre Gesundheit zu achten und dass sie warme Anziehsachen für die lange Fahrt mitnehmen werde. Ihre letzten Worte waren, dass sie und Louisa „ruhig, gefasst“ seien.
Anna Aaron war 66 Jahre alt, als sie ermordet wurde.
Übersetzung: Sigrun Marks, Stolpersteininitiative Stierstraße, Berlin-Friedenau