Stolpersteine Bamberger Str. 28

Bamberger Straße 28

Der Stolpersteine für Berhold und Henriette Bonwitt wurde am 11. März 2024 verlegt.

Bonwitt, Berthold

HIER WOHNTE
BERTHOLD BONWITT
JG. 1869
FLUCHT 1934 HOLLAND
TOT 3. APRIL 1938

Bonwitt, Henriette

HIER WOHNTE
HENRIETTE BONWITT
GEB. KRAMER
JG. 1881
FLUCHT 1934 HOLLAND
INTERNIERT WESTERBORK
DEPORTIERT 20.7.1943
SOBIBOR
ERMORDET 23.7.1943

Berthold Bonwitt wurde am 24. Juni 1869 in Rodenberg bei Hannover geboren. Er machte eine kaufmännische Lehre und heiratete am 2. September 1906 in Düsseldorf Henriette Kramer, die am 4. Juni 1882 in Uerdingen bei Krefeld geboren worden war. Danach war er Fabrikdirektor in Stettin. Dort wurden am 16. August 1907 die Tochter Hanna und am 19. Juni 1910 der Sohn Wilhelm Burkhard geboren.

1914 ging Berthold Bonwitt als Generalvertreter der Strumpffabrik Adolf und Norbert Kramer in Chemnitz nach Dresden und 1918 nach Berlin. Die Familie lebte in Berlin im Bayrischen Viertel in der Bamberger Str. 28.

Wegen der antisemitischen Diskriminierungen und Ausgrenzungen flohen Henriette und Berthold Bonwitt im Frühjahr 1935 nach Holland und lebten in Den Haag in einem Haus mit sechs Zimmern und gediegener, wertvoller Einrichtung. Am 3. April 1938 verstarb Berthold Bonwitt in ’s-Gravenhage.

Nach der Besetzung Hollands 1940 durch Nazi-Deutschland musste Henriette Bonwitt das Haus in Den Haag verlassen und nach Hilversum, Godelindeweg 8, in ein ärmlich möbliertes Zimmer umsiedeln. Sie erkrankte an einem Herzleiden und litt zugleich unter körperlichem Verfall. Ab dem 2. Mai 1942 war sie durch die „Bekanntmachung zur Kennzeichnung der Juden in Holland“ gezwungen, den Judenstern zu tragen. Am 10. Juli.1943 wurde sie von der Gestapo verhaftet und im „Judendurchgangslager“ Westerbork interniert. Am 23. Juli 1943 wurde sie ins Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort ermordet.

Henriettes und Bertholds Sohn Wilhelm (Bill) wurde Kaufmann und konnte sich schon in den ersten Jahren der Naziherrschaft nach England retten. Dort heiratete er am 4. Juni 1937 Ellen Bendix (geb. 23.Juni 1909 in London). Nach Beginn des 2. Weltkrieges wurde er – wie alle Deutschen und Österreicher, die damals in Großbritannien lebten – von den Briten als “enemy alien” (feindliche Ausländer) betrachtet und interniert. Viele Männer – auch solche, die aus Nazi-Deutschland geflohen waren – wurden nach Kanada deportiert. Zu ihnen gehörte auch Berthold Bonwitt. Nach dem Ende dieser später als sinnlos erachteten Aktion 1942 kam er nach England zurück und trat 1946 in den Dienst des britischen Heeres. Am 19.2.1947 wurden in London die Zwillinge Caroline Anna und Robert geboren. Caroline lebt auch heute noch in England, Robert ist bereits verstorben.

Wilhelms Schwester Hanna heiratete 1936 in Berlin den Gynäkologen Dr. Erich Spier. Noch in Berlin wurde der Sohn Werner geboren. Dann floh die Familie in die USA, wo später die Tochter Jane zur Welt kam.

In den 50er- und 60er-Jahren führten Bill Bonwitt und Hanna Spier, geb. Bonwitt, Restitutionsprozesse gegen die Berliner Behörden.

Recherchen und Text: Sigrun Marks, Stolpersteininitiative Stierstraße, Berlin-Friedenau
Quellen:
- jüdisches Adressbuch 1929/30
- Berliner Adressbücher
- Gedenkbuch des Bundesarchivs
- Landesarchiv Berlin, Entschädigungsbehörde
- Angaben von Familienangehörigen
- https://de.wikipedia.org/wiki/Enemy_Alien#Zweiter_Weltkrieg_2