Stolpersteine Bundesplatz 15

Hausansicht Bundesplatz 15

Diese Stolpersteine wurden am 4.6.2021 verlegt und nach einem Aufruf der „Initiative Bundesplatz e.V.“ von Mitgliedern, Nachbarn, engagierten Bürgern, Firmen und Organisationen gespendet.

Stolperstein Liesbet Letocha

HIER WOHNTE
LIESBET LETOCHA
GEB. FRIEDLÄNDER
JG. 1886
DEPORTIERT 18.10.1941
LODZ / LITZMANNSTADT
1942 CHELMNO / KULMHOF
ERMORDET

Liesbet Letocha wurde als Liesbet Friedländer (sie selbst unterschrieb mit Liesbeth) am 12. Mai 1886 in Bernstadt in Niederschlesien geboren. Ihre Eltern waren Fanny und Siegfried Friedländer. Sie war die Schwester von Else Czapski. Am 15. Mai 1911 hatte sie in Breslau den katholischen Kaufmann Karl Rudolf Letocha, geb. am 12. Mai 1868, geheiratet. Das Ehepaar zog dann nach Cunnersdorf/ Hirschberg, wo Karl Rudolf Letocha am 23. Juni 1922 verstarb. Die verwitwete Liesbet zog danach nach Berlin und wohnte bei ihrer Schwester Else Czapski und ihrem Schwager Friedrich Czapski am Kaiserplatz 15.

Alle drei wurden am 18. Oktober 1941 mit dem ersten Transport von Berlin nach Lodz/Litzmannstadt deportiert. Im Ghetto hatte sie sich in der Froschgasse 15/8 eine Unterkunft mit den Berliner Nachbarn Else und Friedrich Czapski und Jetty Linker teilen müssen.
Liesbet Letocha wurde am 8. Mai 1942 in das Vernichtungslager Chelmno/Kulmhof verschleppt und ermordet.

Recherche und Text: Birgitta Berhorst und Friedrich Berghald Quellen: Quellen:
  • Gedenkbuch des Bundesarchivs,
  • Brandenburgisches Landeshauptarchiv,
  • Deportationsliste des sog. „1. Osttransports“ I.-VII. Transport (statistik-des-holocaust.de)
  • „Berliner Juden im Ghetto Litzmannstadt 1941 -1944“

Stolperstein Friedrich Meinhart Czapski

HIER WOHNTE
FRIEDRICH MEINHART
CZAPSKI
JG. 1888
DEPORTIERT 18.10.1941
LODZ / LITZMANNSTADT
ERMORDET 11.5.1942

Friedrich Meinhard Czapski, Sohn von Oswald und Caroline Czapski, wurde am 16. September 1888. in Berlin geboren. Er heiratete am 14. September 1922 Else Friedländer, die aus Bernstadt/Schlesien stammte. Bereits damals wohnte er schon im Gartenhaus parterre am Kaiserplatz 15. Sein Beruf wurde in den Adressbüchern mit „Kaufmann – Bleikristall“ angegeben. Am Bundesplatz lebte er mit seiner Frau und seiner Schwägerin Liesbet Letocha, geb. Friedländer, zusammen.

Alle drei wurden am 18. Oktober 1941 mit dem ersten Transport von Berlin – Güterbahnhof Grunewald, Gleis 17 – nach Lodz/Litzmannstadt deportiert. Gemeinsam mit seiner Frau Else war er in der Unterkunft Froschweg 15/8 mit Jetty Linker, Liesbet Letocha und anderen jüdischen Deportierten zusammengepfercht. Friedrich Czapski wurde dort am 11. Mai 1942 ermordet.

Recherche und Text: Birgitta Berhorst und Friedrich Berghald Quellen:
  • Gedenkbuch des Bundesarchivs,
  • Brandenburgisches Landeshauptarchiv
  • Deportationsliste des sog. „1. Osttransports“ I.-VII. Transport (statistik-des-holocaust.de)
  • Landesarchiv Berlin
  • Historische Adressbücher 1925, 1930
  • „Berliner Juden im Ghetto Litzmannstadt 1941 – 1944“

Stolperstein Else Czapski

HIER WOHNTE
ELSE CZAPSKI
GEB. FRIEDLÄNDER
JG. 1889
DEPORTIERT 18.10.1941
LODZ / LITZMANNSTADT
1944 CHELMNO / KULMHOF
ERMORDET 5.7.1944

Else Czapski wurde als Else Friedländer am 9. März 1889 in Bernstadt in Niederschlesien geboren. Sie war mit dem Berliner Kaufmann Friedrich Meinhard Czapski verheiratet. Zur Zeit der Eheschließung, die am 14. September in Berlin stattfand, wohnte Else noch in Cunnersdorf/ Hirschberg in Schlesien. Am Bundesplatz wohnte das Ehepaar zusammen mit ihrer älteren Schwester Liesbet Letocha geb. Friedländer.

Auf der Deportationsliste ist als Beruf Diätköchin angegeben. Zusammen mit ihrem Ehemann und der Schwester wurde Else Czapski am 18. Oktober 1941 mit dem ersten Transport vom Güterbahnhof Grunewald, Gleis 17, nach Lodz/Litzmannstadt deportiert. Mit diesem Transport begannen die systematischen Deportationen jüdischer Berlinerinnen und Berliner „in den Osten“.

Sie war mit ihrem Mann und ihren Berliner Nachbarinnen Jetty Linker und Liesbet Letocha im Ghetto in der Unterkunft Froschweg 15/8 auf engstem Raum mit weiteren Menschen zusammengepfercht. Else Czapski überlebte fast drei Jahre im Ghetto Litzmannstadt. Sie wurde am 5. Juli 1944 in das Vernichtungslager Chelmno/Kulmhof verschleppt und dort unmittelbar nach der Ankunft ermordet.

Recherche und Text: Birgitta Berhorst und Friedrich Berghald Quellen:
  • Gedenkbuch des Bundesarchivs,
  • Brandenburgisches Landeshauptarchiv,
  • Deportationsliste des sog. „1. Osttransports“ I.-VII. Transport (statistik-des-holocaust.de)
  • „Berliner Juden im Ghetto Litzmannstadt 1941 – 1944“
  • Landesarchiv Berlin

Stolperstein Jetty Linker

HIER WOHNTE
JETTY LINKER
JG. 1888
DEPORTIERT 18.10.1941
LODZ / LITZMANNSTADT
1942 CHELMNO / KULMHOF
ERMORDET

Jetty Linker wurde am 14. Juli 1888 in Kimpolung in der Bukowina geboren. Zur Zeit ihrer Geburt gehörte die Bukowina und damit Kimpolung zur österreichischen KuK-Monarchie. Die Bukowina war ein Vielvölkerstaat v.a. mit Ukrainern, Rumänen, Juden, Österreichern und Deutschen. Im ersten Weltkrieg wurde die Bukowina zweimal von Russland besetzt. Um den weiteren Vormarsch zu verhindern, griff das KuK-Militär zur Strategie der verbrannten Erde, verwüstete zahlreiche Ortschaften, was zu einer enormen Fluchtbewegung der Bevölkerung führte. Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Bukowina in das Königreich Rumänien eingegliedert.

Wir wissen nicht, wann und auf welchen Wegen Jetty Linker nach Berlin kam, aber es könnte in dieser unruhigen Zeit gewesen sein, denn mit einer neuen rumänischen Staatsangehörigkeit dürfte eine Ausreise nach Deutschland schwieriger gewesen sein.

Ihr Bruder Hans Linker, geb. am 25. Februar 1886 in Kimpolung hatte 1922 Anna Charlotte Dannenberg geheiratet – sie war keine Jüdin und Hans ließ sich evangelisch taufen. Er wurde 1943 wegen „ungenehmigter Eröffnung eines jüdischen Gewerbebetriebes“ zu 1 Jahr und 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Im September 1944 wurde er aus der Haft entlassen.
Im Entlassungsschreiben hieß es:

bq. Linker hat sich während der Strafverbüßung bis auf einen belanglosen Fall (Verstoss gegen die Verdunklungsvorschriften) hausordnungsgemäß geführt und als Flickschuster fleißig gearbeitet. L. gilt lt. Aktenvermerk als privilegiert und braucht keinen Judenstern zu tragen. Er ist staatenlos und mit einer deutschblütigen verheiratet.

Hans Linker überlebte dank der Ehe mit seiner nicht – jüdischen Frau den Holocaust und stellte später einen Wiedergutmachungsantrag für Gold, Silber, Schmuck, Hausrat, Pelze und elektrische Geräte, die Jetty vor ihrer Deportation zwangsweise abgeben musste.

Jetty Linker wurde am 18. Oktober 1941 – wie auch andere Bewohner des Hauses am Bundesplatz 15 – mit dem ersten Transport von Berlin nach Lodz/Litzmannstadt deportiert. Auf der Deportationsliste ist als Beruf Kontoristin angegeben. Im Ghetto war sie in einer der zahlreichen Textilbetriebe, die u.a. Uniformen für die Soldaten an der Front herstellten, als Stepperin für einen Hungerlohn beschäftigt. In der Froschgasse 15/8 musste sie sich zusammen mit Else und Friedrich Czapski, Liesbet Letocha und Anderen eine Unterkunft teilen.
Jetty Linker wurde am 8. Mai 1942 in das Vernichtungslager Chelmo/Kulmhof verschleppt und dort ermordet.

Recherche und Text: Birgitta Berhorst und Friedrich Berghald Quellen:
  • Gedenkbuch des Bundesarchivs,
  • Deportationsliste des sog. „1. Osttransports“ I.-VII. Transport (statistik-des-holocaust.de)
  • Landesarchiv – WGA Akten
  • IST Arolsen
  • „Berliner Juden im Ghetto Litzmannstadt“