Überraschung in der Politik: die Mieten steigen uferlos schneller als die Einkommen.
Verursacht wurde die Not aber überwiegend selbst: neoliberale Privatisierungswelle, einseitige Förderung von Eigentumswohnungen, Verscherbeln landeseigenen Bestands (Gehag, GSW; Teil-Rückerwerb kostet jetzt das Zwanzigfache!), Vernachlässigung sozialen Wohnraums; die Höhepunkte schwarz-roter und rot-roter Politik.
Jetzt noch befeuert mit „wachsender Stadt“, überforderten Baubehörden, hohen Baunebenkosten, Nullzins und verfehlter Melange aus Asyl- und Migrationspolitik.
Milieuschutz, Mietpreisbremse, Mikro-Apartments, mobile Bauten: Sie stopfen das Loch offenbar nicht. Nun soll es ein Mietendeckel „hart“ richten – der ironischerweise aber unsozial, da undifferenziert, ist.
Bei (Teil-)Enteignungen sind die Hürden aber hoch. Vertretbar wäre nur ein temporäres Notfallinstrument unter Selbstverpflichtung zu Werterhalt und unabdingbar gleichzeitigem Beheben der Ursache: dem Mangel im Angebot.
Im Vorschlag der Berliner SPD fehlt das und auch belastbare Konzepte dazu: staatlicher sozialer Wohnungsbau, Eigentumsförderung durch Förderbanken, Zustrom eindämmen, Nebenkosten senken, kooperatives Bauen, dauerhafte Sozialwidmung, Nachbesserung beim Wohngeld etc.
Jan von Ertzdorff-Kupffer