Das Leben der Familie in Prenzlauer Berg hat Lothar nie miterlebt – die Großeltern hat er nie kennengelernt. Ab September 1941 kommen in Shanghai keine Briefe mehr aus Prenzlauer Berg an. Nach dem Krieg erfahren Margarete und Georg, dass ihre Eltern in das Ghetto Litzmannstadt deportiert und im Mai 1942 im Vernichtungslager Kulmhof ermordet wurden.
Lothar Prager erhält 1998 im Rahmen des Besucherprogramms des Berliner Senats für NS-Verfolgte eine Einladung in seine Geburtsstadt. Er hatte zunächst große Zweifel, ob er hinfahren sollte. Würde er den Menschen dort misstrauen, da sie am Mord seiner Großeltern beteiligt gewesen sein könnten? Er beschließt, die Reise von Melbourne aus – wo sich die Familie nach Jahren in Shanghai niedergelassen hat – anzutreten, und sieht zum ersten Mal seit 1939 die Straßen von Prenzlauer Berg, die er aus Erzählungen so gut kennt. Seitdem besucht Lothar Deutschland noch mehrere Male mit seiner Frau, seinen Kindern und Enkelkindern.
Das Museum Pankow befindet sich heute einen Steinwurf entfernt von der Straßburger Straße, und auf Grund dieser räumlichen Nähe kam Lothar mit dem Museum in Kontakt. Über mehrere Jahre entwickelt sich die Idee, eine kleine Dauerausstellung zu seiner Familiengeschichte zu realisieren und zu zeigen, dass die Gegenwart des Bezirks von der Erinnerung, dem Leid des Verlustes und der Wiederannäherung vieler ehemaliger Bewohnerinnen und Bewohner und nachfolgender Generationen geprägt ist. Die Pragers stehen stellvertretend für viele jüdische Familien, die ihre Heimat hinter sich lassen mussten oder es nicht ins Exil schafften.
Die Ausstellung „Ein Ruf aus der Ferne. Die Familie Prager aus Berlin-Prenzlauer Berg“ wurde vom Kollektiv »kaboom« in Zusammenarbeit mit „markos – esther design studio“ gestaltet. Sie ist zu sehen im Museum Pankow – Kultur-und Bildungszentrum Sebastian Haffner, Prenzlauer Allee 227/228, 10405 Berlin. Weitere Informationen zur Ausstellung „Ein Ruf aus der Ferne. Die Familie Prager aus Berlin-Prenzlauer Berg“