Der Admiralspalast erwacht zu neuem Leben

_von Heike Kröger_

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Der Innenhof erstrahlt im neuen Glanz.

Nach neun Jahren geht wieder der Vorhang auf: Der Admiralspalast in der Friedrichstraße ist wieder eröffnet worden. Was hätte drei Tage vor Bertold Brechts fünfzigstem Todestag besser gepasst als mit der Dreigroschenoper zu beginnen? Dieses Stück von Bertolt Brecht und Kurt Weill gehört zu den weltweit meistgespielten Theaterstücken und wurde 1928 nur ein paar Meter weiter im Theater am Schiffbauerdamm, uraufgeführt.

Kein geringerer als Österreichs bekanntester Schauspieler Klaus Maria Brandauer wurde für die neue Inszenierung als künstlerischer Leiter gewonnen und so war die Premiere am 11. August 2006 mit großer Spannung erwartet worden. Das Theaterfoyer glich zur Eröffnung des Admiralspalastes noch einer Baustelle, der Geruch von Kalk und Farbe lag in der Luft. Die Berliner Prominenz kam trotzdem und freute sich über eine nicht alltägliche Premiere. Auf der Bühne sah es schließlich auch nicht vollkommen aus, sondern ärmlich und düster.

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Die Fassade ist fertig, aber innen wird noch renoviert.

Begleitet wurden die Sängerinnen und Sänger vom Deutschen Filmorchester Babelsberg. Das Orchester kann auf eine ebenso lange und turbulente Vergangenheit seit seiner Gründung in den Zwanziger Jahren zurückblicken wie der Admiralspalast. Leider musste es im tiefen Orchestergraben versteckt seine Arbeit verrichten.

Die Zuschauer waren begeistert von Katrin Sass als Mrs. Peachum, Birgit Minichmeyer als Polly und Gottfried John als Mr. Peachum. Brandauer erlaubte sich den Coup, als Mackie Messer den Kopf der Rockband „Die Toten Hosen“ alias Campino zu verpflichten. Campino hat zwar keine schauspielerische Ausbildung vorzuweisen – was dem Ensemble nicht gut zu Gesicht stand – die von ihm gebotene gute sängerische Leistung hatten jedoch viele Kritiker nicht erwartet. Und wenn sich auch der Jubel der Kritiker in Grenzen hielt, so ist es in Berlin mit seinen zahlreichen Theatern bemerkenswert, dass die Aufführungen der Dreigroschenoper während des gesamten Spielzeitraums von gut sieben Wochen ausverkauft waren. Da blieb für viele nur die Hoffnung auf eine Karte für die nächsten Projekte des Admiralspalastes. Der „Brecht-Sommer“ ist längst vorbei und es sieht so aus, dass der Admiralspalast sich wieder als fester Veranstaltungsort, ja als legendärer Vergnügungstempel in Berlin etablieren wird. Geplant ist ein vielfältiges Programm, von der Hochkultur bis zur Clubszene.

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Der Admiralspalast in der Friedrichstraße, um 1928.

Die Eröffnung des Admiralspalastes mit der Dreigroschenoper stand auf des Messers Schneide, da es bis zuletzt Bauverzögerungen gab und die Bauabnahme erst drei Tage vor der Premiere anberaumt war. Erst einen Tag vor der Premiere funktionierten die Entrauchungsanlage und die Lautsprecher. Die Bauaufsicht hat gerade noch rechtzeitig grünes Licht erteilt, aber es gibt noch einiges zu tun, bis der Palast wieder im alten Glanz leuchtet. Nicht nur am eigentlichen Theater wird noch gebaut. Ebenfalls noch nicht abgeschlossen sind die Bauarbeiten am „Admiralspalast Club“, dem „Admiralspalast Grand Café“, den Galerie- und Konzerträumen „Foyer 101“ und dem „Admiralsbad“. Das Bad soll mit eigener Solequelle gespeist werden und an die 1920er Jahre anknüpfen, originale Mosaiken sind noch vorhanden.

Bereits 1873 wurde das „Admiralsgartenbad“ eröffnet, nachdem bei Bauarbeiten zufällig auf eine Solequelle gestoßen wurde. Aber woher hatte das Bad seinen Namen? Nachzulesen ist, dass an diesem Ort zuvor ein Biergarten stand, der den Namen „Zum Admirals-Garten“ trug. In der näheren Umgebung wohnten damals viele Angehörige der Marine. Es folgte 1889 der Ausbau zu einer dreigeschossigen Badeanstalt, die die modernste in Europa wurde. Aber die Beliebtheit des Bades hielt nicht lange an und so wurde das Gebäude 1910 abgerissen und stattdessen eine Eislaufarena im pompejanischen Stil erbaut. Ein Stockwerk höher wurden aber erneut Bäder gebaut, die bis nach dem Krieg genutzt wurden. 1912 kostete der Eintritt ins Bad für die Damen 50 Pfennig und 1,50 Mark für die Herren. Kurze Zeit später, 1922, erfolgte der Umbau zum „Weltvarieté“ im Art-déco-Stil, insgesamt bot das Theater Platz für 1.065 Zuschauer. Im Berlin der 1920er Jahre war der Admiralspalast ein großer Vergnügungspalast und bot neben Varietés und Operetten ein Luxus-Dampfbad mit Sauna sowie ein Casino, vier Kegelbahnen und ein Lichtspieltheater. Die Revue „Drunter und drüber“ wurde 1923 im Admiralspalast uraufgeführt. Und vor allem ein Lied aus diesem Stück erfreute sich großer Beliebtheit: „Solang noch Untern Linden die alten Bäume blühn, kann nichts uns überwinden, Berlin bleibt doch Berlin“. Ab 1930 wurden seltener Revuen und immer häufiger Operetten gespielt, mit Gitta Alpar, Theo Lingen und Käthe Dorsch. Hier spielte und sang Fritzi Massary bis zu ihrer Emigration.

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Dieses Foto vom Eisballett entstand um 1920.

1939 folgte wieder ein Umbau und seitdem ist der Theatersaal klassisch schlicht gehalten. Der Admiralspalast blieb während der beiden Weltkriege unzerstört und wurde von 1945 bis 1955 als Spielstätte der Staatsoper genutzt. Außerdem fanden hier Kongresse, Tagungen und politische Veranstaltungen statt. Der Vereinigungsparteitag von SPD und KPD wurde hier im April 1946 vollzogen.

Im ehemaligen Casino, im Vorderhaus des Admiralspalastes, wurde 1953 das Kabarett „Die Distel“ eröffnet. Zwei Jahre später zog die Staatsoper in ihr wieder aufgebautes Haus Unter den Linden zurück und das Metropoltheater in den Admiralspalast ein. Neben klassischen Operetten wurden auch eigene Uraufführungen gezeigt, später auch Broadway-Hits. Die turbulente Zeit nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 überstand zwar das Kabarett, aber das Theater, das zuletzt unter der Leitung von René Kollo stand, wurde 1997 geschlossen.

Im Bauboom der Nachwendezeit wäre es 2002 fast zum Abriss des Gebäudekomplexes des alten Admiralspalastes gekommen, aber zahlreiche Proteste verhinderten dies. Stattdessen folgte eine umfangreiche denkmalgerechte Sanierung. In ein paar Jahren wissen wir, ob die Vision von Frank Walter, einem der Gesellschafter der Admiralspalast Produktions GmbH, in Erfüllung gegangen ist: „Wir sind tief beeindruckt von der reichen Historie, die sich in jedem Winkel des für Berlin so bedeutsamen Gebäudes verspüren lässt. Ansetzend an die Zeit der 1920er, möchten wir heute wieder ein Fixpunkt in der Friedrichstraße sein und Kunst und Kultur in ihrer Vielfalt unter einem Dach erlebbar machen.“


Admiralspalast
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