Die Wiedervereinigung Deutschlands gestaltete sich als ein langer und schwieriger Prozess. Zwei völlig gegensätzliche Systeme mussten vereint, der gewaltige Investitionsstau in den neuen Bundesländern angegangen und Unrecht aufgearbeitet werden. Vor allem für das Gebiet der ehemaligen DDR bedeutete das eine fundamentale Umgestaltung der bisherigen Strukturen. Dies hatte auch Folgen für das Leben und Wirken seiner Bewohner*innen, die vor der Herausforderung standen sich der neuen Zeit anzupassen.
Dieser Transformationsprozess lässt sich an keinem anderen Ort in Deutschland so exemplarisch darstellen, wie anhand des Berliner Stadtteils Prenzlauer Berg. Hier entstand seit den 1970er Jahren eine facettenreiche Gegenkultur mitten in der DDR. An diesem Ort erdachten, erprobten und lebten Oppositionelle und Unangepasste ihre Vorstellungen, ihre Gegenentwürfe zum herrschenden realen Sozialismus. In Prenzlauer Berg agierten namhafte Protagonist*innen und wichtige Gruppen der DDR-Opposition. Hier lagen zentrale Orte der Friedlichen Revolution des Jahres 1989: die Gethsemanekirche und der Grenzübergang Bornholmer Straße.
Die Gruppen diskutierten kontroverse Themen wie Mitbestimmung, Stadtsanierung, Erziehung, Umweltschutz, Wirtschaftssystem und soziale Verantwortung. Themen, die auch nach dem Mauerfall diskutiert ihre soziale Sprengkraft behielten.